Der Reinhardswald in Nordhessen – eines der symbolträchtigsten Natur- und Kulturdenkmäler Deutschlands – wird zum Windindustriegebiet umgewandelt. 18 gigantische Windkraftanlagen sollen hier entstehen. Die hessische Landesregierung lässt dort, wo Jacob und Wilhelm Grimm einst Inspiration für ihre weltberühmten Erzählungen fanden, mit brachialer Gewalt Natur in Beton verwandeln.
Verwüsteter Wald statt Märchenlandschaft
244 Meter hoch ragen die geplanten Windräder – höher als der Kölner Dom. Jedes Rotorblatt misst stolze 75 Meter – das entspricht der Spannweite eines Airbus A380. Doch wie die Bild berichtet, geht es nicht nur um die Höhe der Türme, sondern um das Ausmaß der Zerstörung. Schweres Gerät pflügt sich durch die uralten Waldböden, Rodungen entstellen das einstige Biotop, und die charakteristische Mittelgebirgsstruktur wird flächendeckend eingeebnet. Fünf Meter hohe Schotterdämme für Schwertransporte und ebenso tiefe Einschnitte zur Nivellierung der Hänge machen aus dem sagenumwobenen Forst eine industrielle Mondlandschaft. “Was hier passiert, hat mit einem einfachen Windpark nichts mehr zu tun”, erklärt Oliver Penner vom ‘Aktionsbündnis Märchenland’. “Das ist ein industriepolitischer Großangriff auf eine der letzten zusammenhängenden Waldlandschaften Deutschlands.” Dabei würden nicht nur Bäume gefällt – es werde gleich das gesamte Gelände mit brachialen Eingriffen geformt, damit Beton und Stahl Platz finden.
Bürgerprotest ohne Wirkung
Was diese Entwicklung noch brisanter macht: Die betroffenen Gemeinden und Bürger wurden systematisch übergangen. Sieben Bürgermeister aus der Region haben sich klar gegen das Projekt ausgesprochen. Hunderte Bürger engagieren sich in Protestbündnissen. Doch sie haben kein Mitspracherecht – denn die Flächen gehören dem Land Hessen. Bürgerentscheide sind damit gar nicht erst möglich, Eilanträge vor Gericht liegen seit 2022 unbearbeitet. Und während die Justiz schweigt, wächst der Schotterberg: Bereits 140.000 Tonnen sollen laut Angaben der Anwohner aufgeschüttet worden sein.
Symbol für eine fehlgeleitete Energiewende
Der Fall Reinhardswald steht sinnbildlich für eine Energiepolitik, die sich mehr nach Ideologie als nach ökologischer Vernunft richtet. Statt auf technologische Vielfalt, Effizienz und Rücksichtnahme auf Mensch und Umwelt zu setzen, wird im Namen der “Klimarettung” mit dem Presslufthammer durchkalkuliert – ganz gleich, was auf der Strecke bleibt: seltene Tiere, historische Landschaften oder ganze Biotope. Dass ausgerechnet für den Strombedarf von Wärmepumpen, dicken E-Autos und energiehungrigen KI-Rechenzentren eine der bedeutendsten Waldregionen Mitteleuropas geopfert wird, erscheint vielen wie ein Treppenwitz der grünen Moderne. Nicht zuletzt auch deshalb, weil zahlreiche Studien die tatsächliche Umweltbilanz von Windkraftanlagen, gerade im sensiblen Waldgebiet, zunehmend kritisch bewerten. Den Einwohnern Hessens bleibt nur zu sagen, dass einzig die Alternative für Deutschland parteipolitisch gegen den Windkraft-Ausbau Politik macht. Wen die Zerstörung des Waldes also stört, kann nur bei kommenden Wahlentscheidungen seine Konsequenzen ziehen.