Die britische Regierung erwägt, innerhalb der kommenden Wochen rund 60 Millionen Euro für Geoengineering-Projekte freizugeben. Ziel dieser Projekte ist es, durch gezielte Eingriffe in die Atmosphäre den Klimawandel zu bekämpfen. Im Fokus stehen Methoden zur Verdunkelung der Sonne, um die Oberflächentemperatur der Erde zu senken.
Künstliche Wolken gegen steigende Temperaturen
Laut britischen Medienberichten will die Regierung künstliche Wolken erzeugen, um den Klimawandel zu verlangsamen. Die Fördermittel sollen von der „Advanced Research and Invention Funding Agency“ (Aria) bereitgestellt werden. Mit den geplanten 50 Millionen Pfund, etwa 60 Millionen Euro, zählt Großbritannien zu den weltweit führenden Förderern des Sonnen-Geoengineerings.
Einsatz verschiedener Technologien geplant
Die Finanzierung ist für Versuche im kleinen Maßstab vorgesehen. Als mögliche Technologien nennt Aria die sogenannten „Sunlight Reflection Methods“ (SRM), bei denen Aerosole in der Stratosphäre eingesetzt werden, um Sonnenstrahlen zu reflektieren. Sie sollen – vereinfacht gesagt – die Sonneneinstrahlung auf die Erde verringern und so die Atmosphäre in Bodennähe abkühlen.
Effekte nachgewiesen
Eine weitere Methode ist das „Marine Cloud Brightening“ (MCB). Dabei sollen Schiffe Seesalz-Partikel freisetzen, um tiefhängende Wolken aufzuhellen und so mehr Sonnenlicht zurück ins All zu reflektieren.
Laut Wissenschaftlern zeigte sich ein Effekt der MCB-Methode bereits im Jahr 2020. Nachdem internationale Regeln zur Reduzierung von Schwefeldioxidemissionen eingeführt wurden, stieg die Temperatur messbar an. Dies deutet auf die kühlende Wirkung der zuvor emittierten Partikel hin.
Temperaturverringerung nach Vulkanausbruch
Die Wirkung von Schwefelsäure ist bereits lange bekannt. Nach dem Vulkanausbruch des Pinatubo im Jahr 1991 wurde so viel Schwefelsäure in höhere Luftschichten geschleudert, dass die globale Temperatur für eineinhalb Jahre um etwa 0,5 Grad sank. Allerdings konnte auch eine Ausdünnung der Ozon-Schicht festgestellt werden. Die Methode ist also nicht ohne Nebenwirkungen.
Deshalb sind Geoengineering-Maßnahmen umstritten, da sie unvorhersehbare Auswirkungen auf das Wetter und Extremwetterereignisse auslösen könnten. Inwiefern Kettenreaktionen dabei ausgelöst werden, ist unklar.
Sicherheitsbedenken und Zusicherungen der Projektleitung
Ein weiteres Risiko besteht darin, dass ein plötzliches Ende solcher Programme gravierende Folgen für das globale Klima haben könnte. Zudem wird der gezielte Einsatz potenziell schädlicher Stoffe kritisch betrachtet. Der Programmdirektor von Aria, Mark Symes, betont jedoch die Sicherheitsvorgaben: Alle Projekte seien auf Sicherheit ausgelegt, streng zeitlich begrenzt und vollständig reversibel. Eine Freisetzung giftiger Stoffe sei ausgeschlossen.
Forschung zu Geoengineering
Forschung zu Geoengineering gibt es in mehreren Ländern. China betreibt seit Jahren ein Programm an der Universität in Peking. In Europa forschen deutsche, französische, norwegische und britische Forscher an der Klimabeeinflussung – zum Teil gefördert durch die EU.