Immer ernster dürfte es in Sachen Wirtschaftspolitik für das Regime von Präsident Recep Erdogan in der Türkei kommen. Nachdem die Arbeitslosenzahlen explodieren, die Wirtschaft schrumpft und die Lira-Währung abstürzt, könnte bald der Internationale Währungsfonds (IWF) als Gouvernante vor der Tür Ankaras stehen. Anleger und Investoren haben nach den negativen Wirtschaftsentwicklungen und der Abwahl von Erdogans Staatspartei AKP in den Metropolen Ankara und Istanbul das Vertrauen in den wirtschaftspolitischen Kurs weitgehend verloren.
Seit Jahresbeginn wurden nicht weniger als 1,6 Milliarden an Investitionskapital durch ausländische Anleger vom türkischen Markt abgezogen. Nach dem Kursabsturz der Lira 2018 gegenüber dem US-Dollar um ganze 30 Prozent und heuer noch einmal um 12 Prozent scheint das Vertrauen nachhaltig erschüttert.
118 Milliarden US-Dollar müssen getilgt werden
In den nächsten zwölf Monaten muss die Türkei gegenüber ausländischen Gläubigern nicht weniger als 118 Milliarden US-Dollar an Fremdwährungskrediten tilgen. Ob die Währungsreserven der Zentralbank in Ankara dieses Volumen decken können, scheint für viele internationale Wirtschaftsexperten fraglich. Sie sehen einen Einstieg des IWF in den nächsten Monaten als einzigen Ausweg aus der türkischen Wirtschaftskrise. Ein solcher Einstieg ist allerdings auch mit strengen wirtschaftspolitischen Auflagen verbunden.
Ob diese Auflagen dem Erdogan-Regime in der aktuellen innen- und außenpolitischen Lage allerdings in die Agenda passen, bezweifeln viele Beobachter.