Brüssels Wunschpräsidentin Maia Sandu ist wiedergewählt. Doch im eigenen Land hat sie keine Mehrheit.

4. November 2024 / 21:52 Uhr

Zweite Runde der Präsidentschaftswahlen: Brüssels Kandidatin verliert und gewinnt doch

Die kleine Republik Moldau mit ihren knapp drei Millionen Einwohnern, von denen ein Drittel russischsprachig ist, hat gewählt.

Amtsinhaberin gewinnt dank Diaspora

Laut vorläufigem amtlichen Endergebnis konnte sich Amtsinhaberin Maia Sandu gegen ihren Herausforderer, den früheren Generalstaatsanwalt Alexandr Stoianoglo, mit 55,33 Prozent der Stimmen durchsetzen.

Die Bilanz ist gemischt: Die pro-westliche Sandu hat in Moldawien selbst verloren und nur dank der ausländischen Stimmen gewonnen.

Behinderungen in Transnistrien

Stoianoglo gewann den gesamten Norden des aus der sowjetischen Konkursmasse hervorgegangenen Kleinstaats, einschließlich der „zweiten Hauptstadt“ Balti (69,98 Prozent) und der Großstädte Soroca und Cahul. In Gagausien erhielt er 97,04 Prozent.

In der abtrünnigen Region im Osten des Landes, in Transnistrien, gewann er 79,40 Prozent der Stimmen, wobei die Wahllokale nur in der Sicherheitszone an der Grenze geöffnet waren.

Städtisches Milieu für EU-Kurs

Sandu konnte sich in den drei großen Städten Chisinau (57,38 Prozent), Orhei (52,24 Prozent) und Ungheni (50,60 Prozent) durchsetzen. Wie im Falle des Referendums über die europäische Integration wurde die amtierende Präsidentin durch die Ergebnisse der Diaspora gerettet, wo sie 82,83 Prozent erhielt.

Allerdings konnten nicht alle Auslandsmoldawier ihre Stimme abgeben. So gab es in ganz Russland nur zwei Wahllokale, in denen nicht mehr als 10.000 Wähler ihre Stimme abgeben konnten. Anders etwa im weiter entfernten Italien, wo 60 Wahllokale zur Verfügung standen.

Sozialisten schäumen

Die Sozialistische Partei, die Stoianoglo nominiert hatte, kündigte an, die Ergebnisse der Wahl im Ausland nicht anzuerkennen. Das Argument: Die Mehrheit der Moldawier hätten gegen die von Sandu vertretene amtierende Regierung gestimmt. Stoianoglo sei der Präsident des Volkes. Stoianoglo selbst erkannte das Ergebnis an und rief zur Besonnenheit auf.

Moldawien am Scheideweg

Die Staatschefin von der Partei „Aktion und Solidarität“ will in ihrer zweiten Amtszeit weiter Richtung EU gehen, wo das Land derzeit Beitrittskandidat ist. Aus Brüssel kamen daher auch Glückwünsche für Sandu.

Die Wahlbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) bewerteten die Wahl positiv, sehen aber auch die tiefe Spaltung im Land: Mit der Forcierung der Ausrichtung nach Westen, also EU und USA, können die Moldawier im Land selbst wenig anfangen.

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