Christian Pilnacek

Der mysteriöse Tod des früheren Sektionschefs im Justizministerium, Christian Pilnacek, ist um eine Farce reicher.

28. April 2025 / 16:48 Uhr

Rohrhofers Pilnacek-Buch: Causa soll mit “Donaurauschen” unterspült werden

Immer mehr tritt zu Tage, dass ein mögliches Auftragswerk die Causa Pilnacek quasi mit „Donaurauschen“ unterspülen soll – der von der FPÖ angestrengte Untersuchungsausschuss wird hingegen nach „Perlen der Wahrheit“ tauchen.

Gastbeitrag von Rudolf Preyer

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Gernot Rohrhofer (Jahrgang 1984) erst als Autor des mit 140 Seiten äußerst schmalen und sonst auch inhaltlich recht dünnen Büchleins „Er muss weg! – Der Fall Pilnacek“, im Februar 2025 bei Seifert erschienen, bekannt.
 Großartige Enthüllungen dürfen allerdings nicht erwartet werden, bis zur Seite 77, also der Hälfte, werden in der Hauptsache juristische Gepflogenheiten in Österreich breitgetreten: Ein Viertel der 80 Endnoten zitiert – kreuzbrav, aber harmlos – aus Parlamentsdokumenten.

Generell hat man den Eindruck: Rohrhofers schnell zusammengepfriemelter Langaufsatz versuchte, Peter Pilz’ verdienstreiches Pilnacek-Buch „Der Tod des Sektionschefs“ gerade noch zeitlich einzuholen; legt man beide Bücher nebeneinander: kein Vergleich! – Rohrhofer segelt quasi im Windschatten von Pilz.

Der Autor scheint sich ständig an Pilz abarbeiten zu müssen – obwohl ZackZack, die Online-Plattform des Publizisten Pilz, der mit seinen brisanten Enthüllungen mittlerweile der etablieren Mainstream-Presse die lange Nase zeigt, mit gar nur vier Zitaten bedacht wird. Stellenweise wirkt das Heftchen im vorderen Teil, als hätte Rohrhofer ChatGPT zu Rate gezogen.

Ein Auftragswerk für den “ÖVP-Spin”?

Rohrhofer nimmt loyal-parteiisch – da ist er wieder: der “ÖVP-Spin”! – quasi die „offizielle“ Darstellung von Pilnaceks Tod ein. Dafür räumt er dessen Witwe Caroline List, Präsidentin des Straflandesgerichtes Graz, viel Platz ein. In einem YouTube-Beitrag bringt er ein Interview mit der Witwe Pilnaceks, stellt dabei aber keine einzige Frage zu einem angeblich von ihr vernichteten Pilnacek-Smartphone.

Allein, zur (angeblichen) Telefon-Vernichtung mit einem Bunsenbrenner ist noch nicht das letzte Wort gesprochen; der von FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker auf den Weg gebrachte Untersuchungsausschuss dürfte diesbezüglich die Sache nochmals befeuern.
 Was sicher auch dem Verkaufserfolg eines Rohrhofer nicht abträglich sein wird, worüber sich der – laut Eigenaussage im Klappentext – „Offizier bei der Freiwilligen Feuerwehr“ doch einigermaßen freuen dürfte, zumal er gegenwärtig auf kein System-Medium im Hintergrund als Sicherheitsnetz vertrauen darf. Wahrscheinlich wird’s „die Partei“ aber schon richten. Vor allem, wenn die Beteiligten an der Herstellung des geleimten Heftchens – was soll eigentlich der rote Fleck auf dem Cover? – dieses als Auftragswerk verstehen.

Noch immer auf Styrias Payroll?

Der gebürtige Kremser Gernot Rohrhofer arbeitete länger im ORF-Landesstudio Niederösterreich, ging dann befristet in die “ZIB”-Redaktion, ehe er – nach 13 Jahren im öffentlich-rechtlichen Konzern – zur Styria wechselte und im Frühjahr 2023 neuer Videochef in Der Presse werden sollte, was allerdings nicht lange währte, denn im November 2024 erfolgte schon wieder der Abgang, der seitens der Presse nicht weiter kommentiert wurde. Zunächst. Denn später erklärte Florian Asamer, Chefredakteur der Presse, dass man Stillschweigen vereinbart habe.
 Über die Alea Media GmbH, die in den Bereichen „Unternehmens-, Kommunikations- und PR-Beratung sowie Moderation“ tätig sein möchte, die im Jänner 2023 ins Firmenbuch eingetragen wurde, und die zu 100 Prozent Rohrhofer zuzuordnen ist, soll er die Moderationen im Presse-Kanal abgerechnet haben. Alea ist natürlich ein lateinisches Wort, das übersetzt wird mit: „Würfel, Brettspiel, Gefahr, Wagnis, Würfelspiel“. Was Rohrhofer uns damit wohl sagen möchte? 
Der Abgang dürfte „nicht ganz freiwillig“, jedenfalls nicht auf des Niederösterreichers Initiative hin erfolgt sein. Es ist jedoch anzunehmen, dass wegen vergleichbarer Vertragsfristen Rohrhofer noch bis weit ins Jahr 2025 auf der Gehaltsliste der Styria stehen dürfte.

Ein gewisser Taurus Parvus spekuliert in einem Kommentar auf ZackZack schon über den nächsten Job Rohrhofers: „Ich tippe auf Pressesprecher des Innenministeriums oder der ÖVP, was praktisch ohnehin dasselbe ist. Hätte man diese Bezeichnung schon zum genannten ZIB- Interview eingeblendet, wäre sein Auftritt völlig nachvollziehbar.“

Sieht denn niemand die Wort-Bild-Schere?

Fällt eigentlich niemand auf, dass wir eine klassische Wort-Bild-Schere vor uns haben: In einem Online-Artikel der Niederösterreichischen Nachrichten wird Rohrhofer „beim Lokalaugenschein an jener Stelle des Donau-Altarmes in Rossatz gezeigt, wo Christian Pilnacek am 20. Oktober 2023 starb“. Weiters heißt es in der Bildunterschrift: „Ein Mord scheidet laut Obduktionsbericht mit Sicherheit aus, und auch die vielen Gerüchte um sonderbare Vorfälle in der Nacht vor dem Todesfall in Rossatz haben sich allesamt nicht erhärten lassen.“ Was sehen wir aber wirklich? Ein völlig flaches Wasser, die Wasserführung ist derart gering, dass vereinzelt kleine Inselchen auftauchen. Seicht das Wasser, seicht die Geschichte: Und da soll sich sein 1,90 Meter großer Hüne ertränken?

Fazit

Die „Rohrhoferpost“ ist eine Aneinanderreihung ausgewählter und wenig aussagekräftiger Ereignisse – es wird dabei versucht, ein Bild zu zeichnen, das einer gewissen Personengruppe, die gerade bei der Wien-Wahl massiv verloren hat, gut zu Gesichte steht.

Zur Person: Rudolf Preyer ist freier Journalist und Autor. Er verfasste Beiträge für den Börsen-Kurier, für Zur Zeit oder Attersee Report.

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