Katharina Krammer / Schloß Neugebäude

Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Katharina Krammer (FPÖ) präsentiert Anfragen im Bezirksparlament zur Transparenz des Kulturvereins Simmering im Schloss Neugebäude.

25. April 2025 / 15:21 Uhr

Klagsflut und Exekutionsverfahren gegen SPÖ-nahen Kulturverein

Der SPÖ-nahe Kulturverein Simmering kommt nicht aus den Schlagzeilen. Ungeklärt ist nach wie vor, wohin hunderttausende Euro verschwunden sind. Und jetzt klagen Künstler und Vertragspartner, weil sie dem Vernehmen nach kein Geld für ihre Leistung bekommen haben.

Verein sitzt auf Covid-Schatz

Wie berichtet, war der Kulturverein bereits 2023 in Verruf geraten. Damals titelte die Kronen Zeitung: „Verein sitzt auf Covid-Schatz“. Vorgeschichte: Mitte Februar 2021 war im Schloss Neugebäude in Simmering eine Covid-19- Teststraße des Arbeiter Samariter Bundes (ASB) in Betrieb gegangen. Die Kosten dafür übernahm der Bund, und dieser musste von Mitte Februar bis Ende Juni 371.250 Euro an Miete für das Schloss bezahlen. Die Einnahmen bekam aber nicht die Stadt Wien als Eigentümer, sondern die Miete kassierte der Kulturverein Simmering („KV-Elf“), wie auch die Stadt Wien gegenüber der Kronen Zeitung bestätigte. Die Einnahmen für den SPÖ-nahen Kulturverein gehen aber über diese Summe hinaus, weil die Teststraße weitere Monate im Schloss Neugebäude in Betrieb war.

Künstler klagen

Während bis heute nicht transparent geklärt werden konnte, wohin diese gewaltige Summe an Miet-Einnahmen verschwunden ist, kommt auf den eigentlich gemeinnützigen Kulturverein Simmering (gemeinnützig heißt, er darf keinen Gewinn machen) das nächste Ungemach zu. Unzensuriert liegen Klagen von Künstlern vor, die um ihre Gage prozessieren. Unter der Aktenzahl 27 C 26/25p werden am Bezirksgericht Innere Stadt 8.873,05 Euro eingefordert. Unter der Aktenzahl 71 E 1244/25k-2 – ebenfalls am Bezirksgericht Innere Stadt – 6.248,63 Euro. Zudem gibt es einen Exekutionsantrag vom 11. April dieses Jahrs gegen den Obmann des Kulturvereins Simmering, Franz Nauschnigg. Unter der Aktenzahl H / RA / S103122 werden hier 3.500 Euro in Rechnung gestellt.

Kassier hat keinen Zugriff auf Konto

Unzensuriert hat unter der offiziellen Telefonnummer des Kulturvereins Simmering die für die Kassa verantwortliche Ursula Petrovic erreicht und sie mit den Vorwürfen konfrontiert. Petrovic sagte, sie sei zwar Kassier des Vereins, habe aber keinen Zugriff auf das Konto und könne daher nicht sagen, ob alle Rechnungen beglichen seien. Laut ihren Aufzeichnungen, so Petrovic, sei aber alles in Ordnung. Näheres wisse Obmann Franz Nauschnigg. Dieser sei derzeit aber nicht erreichbar. Sie versprach, die Telefonnummer des Unzensuriert-Redakteurs dem Obmann weiterzugeben – mit der Bitte, diesen zurückzurufen.

Weiterhin Förderungen für SPÖ-nahen Kulturverein

Ein betroffener Künstler, der anonym bleiben möchte, widerspricht der Darstellung von Petrovic. Nicht nur er würde auf die Bezahlung seiner Leistung warten, sondern auch ein Elektriker und andere, die im Schloss Neugebäude für den Kulturverein gearbeitet hätten. Was er nicht versteht, ist, warum die SPÖ trotz vieler Unklarheiten den Kulturverein weiterhin mit Förderungen stütze. Im Jahr 2024 seien das immerhin 140.000 Euro gewesen. Laut FPÖ-Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Katharina Krammer hätten die Blauen als einzige Partei in der Kulturkommission gegen diese Förderung gestimmt – und zwar aufgrund fehlender Transparenz des Kulturvereins.

Update am 2. Juni 2025:

Der Obmann des Kulturvereins Simmering, Franz Nauschnigg, hat uns bis heute nicht zurückgerufen. Stattdessen haben wir mit Datum 2. Juni 2025 ein Schreiben der Rechtsanwälte Teicht Jöchl mit folgender Stellungnahme erhalten:

1. Verein sitzt auf Covid-Schatz – dies ist unwahr: Als Herr Mag. Nauschnigg den Verein übernahm, war die Kassa leer und hatte die frühere Obfrau unbezahlte Rechnungen hinterlassen. Im Jahr 2024 gelang es dem Verein, den Turnaround zu schaffen und wieder einen Überschuss zu erzielen. Dies, um die Verluste der Vorjahre abzudecken.

2. Künstler klagen – auch dies ist unwahr, die Künstler haben zum Teil Mahnungen an die alte Adresse des Vereins gerichtet, welche von der vorherigen Obfrau nicht an den Verein weitergegeben wurden. Die im Artikel erwähnten offenen Beträge wurden in der Zwischenzeit größtenteils bezahlt.

3. Kassier hat keinen Zugriff auf Konto – im Verein gilt das Vier-Augen-Prinzip, alle Überweisungen werden ordnungsgemäß abgewickelt.

4. Förderungen für Kulturverein – Der Kulturverein hat 2024 leider nicht wie fälschlich behauptet, 140.000 Euro Förderung erhalten, sondern wie in den Vorjahren 40.000 für den Sommer im Schloss, die Bands für die Gratiskonzerte müssen ja bezahlt werden, zusätzlich gab es 2024 erstmals ein Public Viewing während der Spiele der Fußball-EM, welches sehr gut ankam. 30.000 Euro für den Kaiser Ebersdorfer Kirtag für Zelt, Bands, Security, etc. Kirtag ebenfalls ohne Eintritt.

Kommentar von unzensuriert:

Zu Punkt 1: Unzensuriert hat nie behauptet, dass Herr Nauschnigg auf einem Covid-Schatz sitzt, sondern dass der Kulturverein 2021 Mieteinnahmen aus einer Covid-Teststraße lukrierte.

Zu Punkt 2: Exekutionsanträge liegen unzensuriert vor. In der Zwischenzeit ist es schon möglich, dass die Beträge “größtenteils bezahlt” wurden.

Zu Punkt 3: Die Behauptung, dass der Kassier keinen Zugriff auf das Konto habe, kam von der Kassierin selbst.

Zu Punkt 4: Tatsächlich hat der Kulturverein Simmering zwei Anträge auf Förderungen in der Kulturkommission Simmering gestellt – am 8. Mai 2024 mit der Summe von 75.000 Euro, am 27. Juni 2024 mit 70.000 Euro. Wobei der Antrag vom 8. Mai während der Sitzung der Kulturkommission vom Kulturverein zurückgezogen wurde.

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