Christian Rainer

Christian Rainer verantwortet seit 21 Jahren den Abstieg des Nachrichtenmagazins Profil. Selbstzweifel plagen ihn deshalb aber nicht.

8. Dezember 2019 / 16:02 Uhr

Christian Rainers Herausgeberbilanz: Druckauflage des „Profil“ seit 1998 halbiert

Christian Rainer gelingt es in Journalistenkreisen seit Jahrzehnten, das Bild eines erfolgreichen Medienmachers zu vermitteln. Sein Produkt – das Nachrichtenmagazin Profil – hat hingegen unter seiner seit 1998 andauernden Herausgeberschaft massiv gelitten. Die Druckauflage hat sich halbiert.

Nichts an Relevanz verloren – wirklich?

Und was sagt Christian Rainer aktuell dazu:

Ich glaube nicht, dass ›Profil‹ an Relevanz verloren hat.

Diese Aussage findet das politisch durchaus auf derselben Wellenlänge befindliche Monatsmagazin Datum immerhin so bemerkenswert, dass es daraus den Titel eines langen Interviews macht. Bemerkenswert ist es insofern, wenn man liest, wie Rainer diesen Satz begründet und wie die Frage von Stefan Apfl, selbst einst Praktikant bei Profil, dazu lautete.

Datum: 2004, das war eine Zeit, da hat das politische Österreich, nicht nur die Macher und Macherinnen, das ›Profil‹ aufgeschlagen, um zu sehen: Was haben‘s diese Woche für eine G‘schicht? Heute ist es nicht mehr so. Warum nicht?

Rainer: Weil alle online lesen. Dass die Relevanz, das Gewicht von Printmedien insgesamt abgenommen hat – in Relation zum anderen öffentlichen Getöse –, ist evident. Ich glaube nicht, dass ›Profil‹ an Relevanz verloren hat.

Online-Leserzahlen etwa gleich hoch wie bei unzensuriert

Ein sicherlich korrekter Befund, wenngleich „alle“ online alles Mögliche lesen, aber selten das Profil. Mit 427.916 Endgeräten, von denen auf die Internetseite zugegriffen wird (Unique Clients) und 630.871 Zugriffen (Visits) im Oktober 2019 liegt das einstige Schlachtschiff des investigativen Journalismus laut der Österreichischen Webanalyse (ÖWA) ziemlich gleichauf mit unzensuriert – wobei wir nur einen Bruchteil jener Summe als Budget haben, die alleine Christian Rainer als Gehalt einstreift.

Rainer muss in der Folge auch eingestehen, dass die Zeitung unter seiner Herausgeberschaft den Einstieg in den Online-Bereich verschlafen habe. Schuld ist demnach nicht er, sondern der Umstand, dass er „in den 20 Jahren 6 Eigentümerwechsel erlebt, ungefähr 10 Geschäftsführer gehabt“ habe.

1998: Noch fast 100.000 Hefte gedruckt

Macht in Summe eine verheerende Bilanz, mit der Rainer vom Datum-Kollegen zwar nicht konfrontiert wird, die aber jedermann über die Internetseite der Österreichischen Auflagenkontrolle (ÖAK) nachrecherchieren kann. Im Jahr 1998 etwa, als Rainer seinen Job bei Profil antrat, betrug die Druckauflage 99.537 Stück, die verbreitete Auflage im Inland 69.965 Exemplare. Zu knapp 37.000 Abos kamen beachtliche 28.851 Hefte, die Woche für Woche im Einzelverkauf über den Ladentisch gingen.

Bis 2013: Massiver Einbruch beim Einzelverkauf

Schon wesentlich schlechter sah es im Jahr 2013 aus. Die Zahlen des zweiten Halbjahres zeigen zwar einen leichten Anstieg der Abos auf 40.307, dafür aber einen Einbruch bei den Einzelverkäufen auf 9.799. Mit unadressiertem Großverkauf und Gratisvertrieb in beträchtlichen Stückzahlen schafft man es auf eine verbreitete Auflage von 72.871 Stück. Gedruckt wurden insgesamt 91,269 Stück.

Bis 2019: Verbreitung sinkt trotzt E-Paper

In den folgenden sechs Jahren bis 2019 ging es noch steiler begab. Die Abos wurden zwar auf 41.538 Stück noch leicht ausgebaut, davon waren jedoch stolze 13.125 E-Paper-Abos. Der Einzelverkauf halbierte sich in den sechs Jahren auf 4.939 Stück – gegenüber 1998 also ein Minus von fast 83 Prozent. Zusammen mit Großverkauf und Gratisvertrieb schafft es das Profil auf eine verbreitete Auflage von 58.982 Stück – ­ ein Minus von knapp 18 Prozent in den letzten sechs Jahren, wobei die E-Paper in dieser Zahl bereits enthalten sind. Denn gedruckt wurden im Jahr 2019 Woche für Woche nur noch 51.415 Stück – nur etwas mehr als die Hälfte der Druckauflage von 1998.

Und wie entwickelte sich Christian Rainers Gehalt?

Nicht bekannt ist die Entwicklung des Herausgebergehalts. Christian Rainer gilt – so schreibt Wikipedia –als Spitzenverdiener unter Österreich Journalisten. Schon 2008 strich er demnach 8.600 Euro netto monatlich ein. Ist es angesichts der Entwicklungen des Magazins jetzt nur noch die Hälfte? Oder doch eher das Doppelte?

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