Ulrike Guérot ist als Wissenschaftlerin blamiert. Zurecht.

28. Dezember 2018 / 11:05 Uhr

Für Guérot ist die Entlarvung von Robert Menasses Lügenzitaten schwer verdaulich

Im Dezember hatte der Spiegel bekanntgegeben, dass der langjährige Mitarbeiter Claas Relotius zahlreiche Reportagen ganz oder in Teilen erfunden hat. Relotius hat die Textmanipulation in der Zwischenzeit zugegeben. Zugegeben hat auch der Schriftsteller Robert Menasse, in einem gemeinsamen Artikel mit der Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot anderen Zitate in den Mund gelegt zu haben, die diese nie ausgesprochen haben. Ihn kümmere nicht das Wörtliche, sagte er der Welt, nachdem er überführt worden war. In seiner Selbstgefälligkeit war die Sache für ihn damit erledigt.

Als Wissenschaftlerin Ruf verloren

Nicht aber für Menasses Co-Autorin des betreffenden Beitrags über die Idee einer “Europäischen Republik”, die Professorin für Europapolitik und Demokratieforschung an der Donau-Universität Krems ist. Sie steht nun im Regen.

Guérot sagte im Gespräch mit der Welt, sie wusste nichts von falschen Zitaten. Menasses Form des Zitierens sei “nicht zulässig – außer man ist Schriftsteller”. Ihr gehe es durchaus um das exakte Zitieren, sagte die als Wissenschaftlerin blamierte Guérot. Denn als Wissenschaftlerin hätte sie die Pflicht, Zitate zu prüfen – das zeichnet die Wissenschaft aus. Sie habe damals “nicht genug Autorität oder Souveränität gehabt, um dies anzumahnen”. Im Nachhinein sei es “dumm gewesen, das nicht zu überprüfen”. Oder nicht gewollt, wenn es ins politische Konzept passt.

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