Seit mehr als 35 Jahren leistet Erich Hohenberger im dritten Wiener Gemeindebezirk als Bezirksvorsteher Schützenhilfe für seine Partei SPÖ. Vor drei Tagen forderte er seine Partei in einem Interview mit dem Kurier mit deutlichen Worten auf, beim umstrittenen Heumarkt-Projekt endlich Klarheit zu schaffen. Es müsse eine Entscheidung her, meinte er.
73-Meter-Turm am Eingang zur Innenstadt
Er sprach sich dabei klar für eine Umsetzung des Bauprojekts in seiner ursprünglichen Form aus: ein Hochhaus mit etwa 73 Metern Höhe anstelle des heutigen Intercontinental-Hotels entstehen – deutlich höher und massiver als die umliegende Bebauung. Hohenberger empfahl den Bau – auch wenn dies bedeuten würde, auf die Vorgaben der UNESCO keine Rücksicht zu nehmen.
Baubeginn 2027 geplant
Der Baubeginn soll in zwei Jahren erfolgen. Nur einerseits mittels Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), auf die Bürgerinitiativen pochen, scheint derzeit eine Verhinderung möglich. Denn sie würde aufzeigen, dass die Folgen eines solchen Monsterbaus mit der Umwelt, der Luftversorgung und dem Stadtbild nicht „verträglich“ seien.
Anderseits leistet die UNESCO wertvolle Schützenhilfe. Sie hat Wien deshalb vor Jahren auf die Roten Liste der gefährdeten Welterbestätten gesetzt. Staatsvertraglich an die internationale Organisation gebunden, ist deren Stimme von Gewicht. Trotz mehrfacher Überarbeitungen, bei denen die Höhe des geplanten Baukörpers reduziert wurde, halten sowohl die UNESCO als auch die Expertengruppe ICOMOS an ihrer kritischen Einschätzung fest.
Politische Brisanz
Erst vor zwei Monaten hatte ein Verfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht Wien erneut deutlich gemacht, dass das Projekt „Heumarkt neu“ deshalb wohl einer UVP unterzogen werden muss. Dabei spielten insbesondere die Heritage Impact Assessments eine Rolle, die klar auf erhebliche Eingriffe in das historische Stadtbild hinwiesen.
Gefälligkeitswidmung um welchen Preis?
Der einflussreiche rote Bezirksvorsteher erinnerte im Kurier daran, dass das Projekt ursprünglich von seinem Parteifreund und ehemaligen Bürgermeister Michael Häupl vorangetrieben worden sei. Auf die Frage nach den Einwänden von Denkmalschutzorganisationen und internationalen Gremien reagierte er gelassen. Häupls Wort – oder das sogenannte „Commitment“, das die Stadt Wien schon vor der umstrittenen Flächenwidmung dem Investor Michael Tojner quasi einen General-Persilschein ausgestellt hatte, mit dem er auf dem Areal des Hotel Intercontinental das Monstergebäude einschließlich Luxuswohnhaus bauen darf.
Scharfe Kritik von Opposition und Bürgerinitiativen
Vertreter von FPÖ und ÖVP hatten zuletzt den sofortigen Stopp des Projekts gefordert. „Das Weltkulturerbe ist kein Selbstbedienungsladen für Baukonzerne“, kritisierte FPÖ-Mandatar Lukas Brucker Anfang des Sommers. Auch Bürgerinitiativen und Umweltorganisationen werfen der Stadtregierung mangelnde Transparenz vor und sehen in der UVP die letzte Möglichkeit, den Bau noch zu verhindern.
Zukunft ungewiss
Während SPÖ und Neos weiter an dem Vorhaben festhalten, prüft die UNESCO parallel, ob Wien auch künftig auf der Liste der gefährdeten Welterbestätten bleibt. Sollte es keine substanziellen Änderungen geben, droht der Stadt eine dauerhafte internationale Blamage. Hohenberger selbst lässt diese Warnungen kalt. Sein Fazit:
Bauen wir das Projekt einfach.