Erst im März hatte eine Umfrage gezeigt, dass die große Mehrheit der Europäer die geplante Einführung des digitalen Euro ablehnt.
Milliarden Euro Belastung
Und trotzdem will ihn die Europäische Zentralbank (EZB) unter ihrer Präsidentin Christine Lagarde aus Frankreich schon im Oktober diesen Jahres auf den Weg bringen – also noch früher als ursprünglich geplant.
Dabei sind die Kosten, die das Projekt verursachen dürfte, enorm. Wie eine Studie der Beratungsgesellschaft PwC, die im Auftrag der drei europäischen Kreditverbände erstellt wurde, zeigt, müssten allein 19 analysierte Banken mehr als zwei Milliarden Euro für die Einführung aufwenden. Hochgerechnet würde der digitale Euro bis zu 30 Milliarden Euro im Euroraum kosten.
Neun Millionen Euro pro Bank
Besonders teuer käme die technische Anpassung der Bankinfrastruktur: Mobile Apps, Webportale, Bezahlkarten, Terminals im Handel sowie Geldautomaten müssten aufwendig umgerüstet werden. Im Schnitt wären neun Millionen Euro pro Bank allein für die Umrüstung der Geldautomaten nötig.
Experten warnen: Gefährlicher Machtzuwachs für den Staat
Dabei sind die finanziellen Sorgen nur ein kleiner Teil an der Kritik des digitalen Euro. So warnt der Finanzwissenschaftler Christian Rieck eindringlich vor einer totalen Überwachung durch den Staat: Der digitale Euro könne das Ende anonymer Zahlungen bedeuten und der EZB sowie den Behörden weitreichende Eingriffsrechte in das Privatvermögen ermöglichen.
Besonders kritisch sieht Rieck die Möglichkeit, dass der digitale Euro programmierbar sein könnte – etwa zur Einschränkung von Konsum auf „gesunde“ Produkte. Damit könnten Regierungen theoretisch festlegen, wofür das digitale Geld ausgegeben werden darf – etwa keine Zigaretten, keine Flugreisen. Rieck nennt das „einen gefährlichen Einstieg in einen digitalen Kontrollstaat“.
Fehlende Akzeptanz bei den Europäern
Die Einführung des digitalen Euro wird von EU-Kommission und EZB hingegen als Innovationsschritt gefeiert und verkauft. Doch die Bürger sehen ihre Freiheit gefährdet, Experten warnen vor einem „gläsernen Bürger“ und jetzt fürchten auch die Banken, dass Milliardenkosten auf sie zukommen. Eine Machtfrage also.