Mit 61,7 Prozent (100 von 162 gültigen Stimmen) wurde heute, Donnerstag, zum ersten Mal in der Geschichte Österreichs mit Walter Rosenkranz ein Freiheitlicher zum Ersten Nationalratspräsidenten gewählt.
Für die Wahl zum Nationalratspräsidenten wären nur 82 Stimmen nötig gewesen. Die seit der Wahl deutlich erstarkte FPÖ konnte schon allein 57 Stimmen beisteuern. Von welchen Fraktionen im Parlament die übrigen kamen, ist unbekannt, da die Wahl geheim war.
Kogler drehte durch: „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“
Mit bestimmter Sicherheit kann angenommen werden, dass von den dezimierten Grünen keine einzige Stimme für Rosenkranz abgegeben wurde. Das ließ sich schon aus der Wortmeldung Werner Koglers heraushören, der die Bühne im Nationalrat dafür nützte, um FPÖ-Chef Herbert Kickl für den Begriff „Volkskanzler“ frontal zu attackieren. Wohin solche Ausdrucksweisen führen könnten, habe man schon erlebt, nämlich zu „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“, sagte der (Noch-)Vizekanzler. Viele rätselten nachher, ob diese Respektlosigkeit im Hohen Haus im nüchternen Zustand passiert sei.
Mehr Stimmen als Sobotka beim ersten Antreten
Weder die Grünen, noch die Kronen Zeitung konnten die Wahl von Walter Rosenkranz zum Ersten Nationalratspräsidenten verhindern. Ziemlich peinlich brachte die Krone nämlich im Vorfeld der Sitzung einen großen Bericht über ganze vier (!) „Linke“, die aus Protest gegen Rosenkranz vor dem Parlament einen Rosenkranz niedergelegt hatten. Als Rosenkranz dann gewählt wurde, bezeichnete ihn die Kronen Zeitung als „umstrittenen FPÖ-Politiker“, und im Titel hieß es gehässig: „Mein Gott, Walter: Nur 61,7 Prozent für Rosenkranz“. Kleinlaut (und kleingedruckt) musste das Kleinformat aber zugeben, dass es mehr waren als beim ersten Antreten von ÖVP-Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka, der damals nur 61,3 Prozent erreicht hatte.