Das Gesundheitssystem in Wien krankt an allen Ecken und Enden. Wer sich kein Privatspital leisten kann, bleibt auf der Strecke. Jetzt hat die Zweiklassen-Medizin eine Familie in Wien-Donaustadt mit voller Härte getroffen.
Laut Katharina H., die sich an unzensuriert gewandt hat, habe der HNO-Arzt im Oktober 2023 bei ihrem vierjährigen Sohn einen Paukenerguss festgestellt. Dabei handelt es sich um eine Ohrenerkrankung, die zu Druckgefühl, Schmerzen, Hörminderung und Flüssigkeit im Mittelohr führt. Bei Erwachsenen kann dieses Problem ein HNO-Arzt in seiner Praxis beheben, bei Kindern aber nicht.
Monatelange Wartezeit
Da ein Paukenerguss ernstzunehmende sprachliche Entwicklungsstörungen nach sich ziehen kann, wenn keine Behandlung erfolgt, schauten sich die Eltern – nach einer erfolglosen Behandlung mit Medikamenten – um einen Operationstermin um. Doch die Enttäuschung war groß, als ihnen das SMZ-Ost den April 2024, das Krankenhaus Mistelbach und die HNO-Klinik Landstraße den August 2024 und das AKH sogar den Februar 2025 als möglichen Operationszeitpunkt genannt hatten. Katharina H. sagte gegenüber unzensuriert:
Im AKH haben uns die Ärzte sogar empfohlen, dass wir uns an die Medien wenden sollen.
Offensichtlich sind auch die Ärzte schon verzweifelt darüber, dass OP-Termine in Wien so lange dauern. Mitarbeiter von Spitälern haben im vergangenen Jahr in Wien deshalb eine „Gefährdungsanzeige“ eingebracht, die darauf hinweisen soll, dass die sichere Gesundheitsversorgung der Patienten nicht mehr gewährleistet werden kann.
3.300 Euro für OP im Privatspital
Kritik kam auch von FPÖ-Stadtrat Dominik Nepp, der von einer „dramatischen Situation“ sprach: Patienten würden beispielsweise bei einem urologischen Notfall mit dem Taxi quer durch Wien geschickt. Wiener mit Nierensteinen müssten monatelang horrende Schmerzen ertragen, ohne operiert zu werden. Und die Wartezeit bei orthopädischen Operationen betrage teilweise mehr als ein Jahr.
Der Familie des vierjährigen Kindes mit Paukenerguss bleibt also nichts anderes übrig, als tief in die Tasche zu greifen, um die Operation durchführen zu lassen. In der Privatklinik Döbling würde sie 3.300 Euro kosten – und die OP fände sofort statt.
Eine kleine Chance, diese Summe nicht ausgeben zu müssen, besteht jedoch noch: In der Klinik Wien-Hietzing (Lainz) könnte es mit einem OP-Termin noch im Jänner klappen. Dieser sei aber noch fraglich, sagte die verzweifelte Mutter des Vierjährigen.