Politik am Ring: 'Wie zukunftstauglich ist unser Pensionssystem?'

Das Dachfoyer des Parlaments wird einmal monatlich in ein professionelles Fernsehstudio verwandelt. Die Produktionskosten für „Politik am Ring“ sind mit mehr als 60.000 Euro pro Sendung enorm.

12. Juli 2023 / 05:00 Uhr

Sündteure Sendung, kaum Zuschauer: FPÖ steigt bei Parlaments-TV aus

Unfassbare 52.000 Euro netto kostete die Produktion einer einzigen Sendung „Politik am Ring“. Dabei handelt es sich um eine TV-Diskussionssendung des Parlaments, die in den rund zweieinhalb Jahren ihrer Existenz kaum Publikum an sich binden konnte. Die Freiheitlichen ziehen aus diesen Gründen einen Schlussstrich.

„Kolossale Geldvernichtungsaktion“

„Wir können es nicht weiter verantworten, uns an dieser kolossalen Geldvernichtungsaktion zu beteiligen. Jede einzelne Folge dieser Sendung kostet mehr als 60.000 Euro – aber kaum jemand schaut zu“, begründete der freiheitliche Mediensprecher und Generalsekretär Christian Hafenecker gegenüber Unzensuriert.at die Entscheidung des FPÖ-Parlamentsklubs.

Kostenexplosion um 55 Prozent in 15 Monaten

Berücksichtigt man eine Umsatzsteuer von 20 Prozent, so kostet jede Folge tatsächlich mehr als 62.000 Euro. Im März 2022 beliefen sich die Kosten laut einer Auskunft von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) auf etwas über 40.000 Euro inklusive Steuern.  Auch schon mehr als genug – doch dann explodierten die Gagen für Produktion, Moderation etc. nochmals um rund 55 Prozent!

Zuschauerzahlen schaffen es kaum in vierstelligen Bereich

Dem beträchtlichen Aufwand steht wenig Nutzen gegenüber. Hafenecker hat die Zugriffszahlen der letzten drei Sendungen auf den wichtigsten soziale Medien YouTube und Facebook zusammengezählt und kommt auf folgende Werte:

DatumThemaYouTubeFacebookGesamt
19. JuniKlimawandel7256811406
15. MaiPensionen2258651090
17. AprilLehrermangel53510191554

„Das sind Zahlen, die Videos auf FPÖ-TV zumeist innerhalb der ersten halben Stunde erreichen“, verdeutlichte Hafenecker.

ORF verweigerte Ausstrahlung

In mehr als zweieinhalb Jahren sei es den Verantwortlichen nicht gelungen, beispielsweise durch Kooperationen mit Medien die Seherzahl signifikant zu steigern. Eine von Anfang an angestrebte Ausstrahlung im ORF, beispielsweise auf ORF III, ist bis heute nicht realisiert. „Daher ist es an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen und die Sendung einzustellen“, so Hafenecker, der die anderen Fraktionen zu diesem Zweck aufforderte, dem freiheitlichen Beispiel zu folgen.

Keine Kritik am Sendungs-Team

Der FPÖ-Mediensprecher betonte, die Entscheidung sei keine Kritik am Produktionsteam und den beteiligten Mitarbeitern des Parlaments, welche die Sendungen stets kreativ und vor allem objektiv gestaltet hätten. Tatsächlich waren viele der Diskussionen, an denen neben Abgeordneten aller fünf Fraktionen auch jeweils zwei Experten teilnahmen, durchaus informativ. Den hohen Aufwand kann das allerdings angesichts der verschwindend geringen Seherzahl nicht rechtfertigen.

Sobotka soll sich auf andere Baustellen konzentrieren!

Nach der Absage der FPÖ steht die Sendung vor dem Aus, zumal eine Weiterführung mit nur vier Parteien der nötigen Objektivität des Parlaments nicht gerecht würde. Auch wenn er selbst nie zu Gast war, kommt dem überaus medienaffinen Präsidenten Wolfgang Sobotka (ÖVP) also ein wichtiges Prestigeprojekt abhanden. Für Hafenecker kein Problem, denn er empfiehlt dem Chef des Parlaments ohnehin, ganz andere Prioritäten zu setzen. Sobotka sei gut beraten, „die Kräfte in der Parlamentsdirektion zu bündeln und die zahlreichen Probleme, die nach der Wiedereröffnung des Parlamentsgebäudes immer noch bestehen, endlich zu beseitigen – Stichwort „Nachschleicher“ –, anstatt im Hohen Haus den Westentaschen-ORF-General zu geben“.

Parlament ist kein Medienbetreiber und soll auch keiner sein

„Das Parlament ist kein Medienbetreiber und soll das auch nicht sein“, richtet Hafenecker dem Präsidenten aus und übt in diesem Zusammenhang auch Kritik an „weiteren, in letzter Zeit um sich greifenden pseudo-journalistischen Aktivitäten der personell unter Wolfgang Sobotka enorm aufgeblähten Kommunikationsabteilung“:

Unsere Abgeordneten stehen echten Medien gerne für Auskünfte und Interviews zur Verfügung, aber wir haben wenig Interesse, an irgendwelchen politisch völlig irrelevanten Instagram- und TikTok-Produktionen der Parlamentskommunikation mitzuwirken, die auf Plattformen verbreitet werden, von denen sonst der Nationalratspräsident den teuerungsgeplagten Bürgern mit einem Achterl Wein von der Dachterrasse aus zuprostet.

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