Schwarze Gewitterwolken brauen sich über der türkischen Lira-Währung zusammen. Negative Realzinsen, massiver Kapitalschwund und hohe Auslandsverschuldung zwingen die Lira nach unten. Sowohl zum Euro als auch zum US-Dollar befindet sich die türkische Währung weiter auf Abwertungskurs. Ein Euro kostet die Türkei bereits 8,1817 Lira, zu Jahresbeginn 2020 stand der Euro noch bei 6,65 Lira. Und der US-Dollar steht bei einem Wert von 6,9668 Lira und damit nahe an der magischen 7-Lira-Marke.
Um die Lira vor allem gegenüber dem US-Dollar zu stabilisieren pumpte die türkische Zentralbank in den letzten Monaten nicht weniger als 60 Milliarden US-Dollar in den Ankauf der eigenen Währung, um den Kurs zu halten. Damit hielt man den Kurs lange bei 6,85 Lira zum US-Dollar. Jetzt sind der Zentralbank in Ankara aber offensichtlich die US-Dollar-Bestände ausgegangen.
Türkische Kapitalverkehrskontrollen könnten folgen
Währungsexperten rechen jetzt damit, dass das türkische Regime unter Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan nun auf mehr Ad-hoc-Kapitalverkehrskontrollen setzten wird, nachdem die Kurspflege für die Lira nicht mehr finanzierbar scheint. Sowohl Zentralbank, als auch die staatlichen türkischen Banken haben die Grenze der währungspolitischen Interventionsfähigkeit offensichtlich erreicht.
Das könnte vor allem zum US-Dollar zu einem weiteren massiven Kursverlust führen, der die internationale Handlungsfähigkeit der türkischen Volkswirtschaft mit einem Paukenschlag in Frage stellen würde. Mit dieser eingeschränkten wirtschaftspolitischen Handlungsfähigkeit würden aber auch Erdoğans aktuelle machtpolitischen Projekte einer unsicheren Zukunft entgegensehen.