Demokratisch, kritisch, polemisch und selbstverständlich parteilich

Wolfgang Rosam präsentierte sich im ORF so, als wäre er der Mann fürs Grobe im Van-der-Bellen-Wahlkampf.

5. September 2016 / 18:30 Uhr

Mit VdB-Manager abgesprochen? Peinlicher ORF-Auftritt des “Kommunikationsexperten” Rosam

Das soll ein Kommunikationsexperte sein? Die Fernsehzuschauer wunderten sich über Wolfgang Rosam, der in der ORF-Sendung "Im Zentrum" plötzlich und völlig unmotiviert auf FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl losging. Der mögliche Grund für die Aggressivität erhellte sich heute. Der Lobbyist Rosam ist seit Jahren mit Van der Bellens Wahlkampfmanager Lothar Lockl geschäftlich verbunden.

Zu den neuen Wahlplakaten befragt, riet Rosam Kickl, ein – nie geschlossenes – Fairnessabkommen einzuhalten, und versuchte ihn mit wirren Halbsätzen zu provozieren. So sagte Rosam auf den Konter von Kickl, "vielleicht sollten Sie ein Fairnessabkommen unterschreiben", folgendes:

Rosam: "Ich fürchte mich nicht vor Ihnen"

Jetzt tun´s schon wieder drohen…Das ist das Nächste…Oja, Sie machen eine körperliche…Allein wie Sie…Passen´s a bisserl auf, Herr Rosam, was Sie so sagen…Ich fürchte mich nicht vor Ihnen…

Kickl – und wohl auch die Fernsehzuschauer – waren erstaunt, als Wolfgang Rosam plötzlich Aggressivität in die Diskussion gebracht hatte und solche komischen Sätze von sich gab. Man konnte fast den Eindruck gewinnen, dass der Sammler von Rotweinen kurz vor der Sendung noch in seinem Weinkeller war, auf den er laut einem Trend-Bericht ungemein stolz ist und wo er 5.000 edle Tropfen sein Eigen nennt, 3.500 davon sind große Bordeaux. Gegenüber dem Trend sagte Rosam 2012:

Es beruhigt mich ungemein, wenn ich zwei, drei Stunden im Keller verbringe, zärtlich meine Flaschen betrachte, streichle und beschrifte.“

Wein streicheln als Beruhigung

Ruhig wirkte Rosam nicht, also dürfte er seinen Rebensaft vor seinem Fernsehauftritt am Sonntag nicht gestreichelt haben. Auf nachvollziehbare Argumente des FPÖ-Generalsekretärs ging der Mann, der vom ORF offensichtlich zum Miesmachen der Freiheitlichen eingeladen wurde, nicht ein, sondern warf Kickl Wehleidigkeit vor, als dieser anmerkte, von Grünen Spitzenfunktionären stets mit Vokabeln wie "Rechtsradikal" oder "Nazi" beschimpft zu werden. Wörtlich sagte Rosam:

Seid ihr Blind? Habt ihr nicht mitbekommen, was sich abgespielt hat nach der Bundespräsidenten-Stichwahl? 160 ausländische Medienteams waren in Österreich und haben nur auf eines gewartet: Dass es sozusagen den ersten rechtspopulistischen Präsidenten Österreichs gibt. Und ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, ich habe gezittert, mir haben zwei Legislaturperioden Waldheim gereicht, ja, und ich erinnere mich noch, dass sich die Österreicher geniert haben im Sommer, wenn sie gefragt wurden, woher sie kommen.

Das Zittern muss Rosam ziemlich lang vorgekommen sein, war Kurt Waldheim doch in Wahrheit nur sechs Jahre – also für eine Periode – Bundespräsident.

Sanktionen, weil SPÖ Wahlergebnis nicht passte

Rosam forderte die FPÖ auf, im Ausland eine Imagekampagne zu machen, statt sich zu freuen, wenn die AfD in Deutschland Wahlerfolge feiere. Es sei der Job der Freiheitlichen, eine Imagekorrektur im Ausland herbeizuführen. Darauf Kickl:

In der Kürze dieses Wahlkampfes hat Norbert Hofer mehr Auslandsbesuche absolviert als Alexander Van der Bellen. Darauf weise ich nur hin, weil immer wieder gesagt wird, dass den Freiheitlichen keine Türen offen stehen…Diejenigen, die unser Image kaputt machen, sind diejenigen, die im Inland das Bild des Nazis produzieren und übers Ausland transportieren. Das hat schon einmal Sanktionen ausgelöst, weil das Wahlergebnis der SPÖ nicht gepasst hat.

Rosam als Mann fürs Grobe für Van der Bellen

Rosam machte mit seinen Wortmeldungen insgesamt den Eindruck, als wäre er vom Wahlkampfleiter Van der Bellens, Lothar Lockl, als Mann fürs Grobe engagiert worden. Lockl konnte sich zurücklehnen und versuchte, seinen Schützling als Mann darzustellen, der das Verbindende gepachtet habe. Doch da hat Lockl die Rechnung ohne Kickl gemacht. Dieser rückte das Bild so zurecht:

Herr Lockl tut immer so, als wäre Alexander Van der Bellen der größte Verbinder aller Zeiten…Wie verträgt sich das mit der Position, dass man hergeht und bei einem Interview in Deutschland auf die Frage, was tut man, wenn die FPÖ die absolute Mehrheit hat?, sagt, dann lösen wir das Parlament auf und dann wählen wir noch einmal. Und daraufhin hat Nobert Hofer gesagt, das zu tun, das wäre ja ein grüner faschistischer Diktator. Oder wollen Sie einen solchen Vorgang vielleicht als demokratisch bezeichnen? Für mich ist das nicht demokratisch.

Geschäftsverbindung zwischen Lockl und Rosam

Den bei den Zuschauern ohnehin entstandenen Verdacht, Rosam und Lockl könnten sich abgesprochen haben, untermauerte Kickl am Montag mit einer Presseaussendung, in der auf seit Jahren bestehende Geschäftsbeziehungen zwischen den beiden verwies. Darin heißt es:

Noch heute wird die Firma „Lockl Strategie“ auf der Homepage www.rosam.at in dessen Netzwerk „Leading Advisors Group“ präsentiert. „Der Standard“ schrieb dazu am 2. September 2009:

„Ex-Grünen Bundesparteisekretär Lothar Lockl hat nach seinem Abgang im Februar nun die Weichen für seine berufliche Zukunft gestellt. Wie bereits berichtet, macht er sich selbstständig. Er wird gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen ‚brainbows‘ in den kommenden Wochen das neue Kommunikationsberatungsunternehmen ‚Lothar Lockl Strategie GmbH‘ gründen, teilte er am Mittwoch mit. […] ‚Lockl Strategie‘ ist Partner der „Leading Advisors“-Gruppe um Wolfgang Rosam und Dietmar Ecker, […]“

Von wegen "objektiver Kommunikationsexperte"

Es sei ein Skandal, dass der ORF den Zuschauern Rosam als objektiven Kommunikationsexperten vorgesetzt habe, anstatt zu recherchieren und entweder auf die Verbindung hinzuweisen oder einen anderen Gast einzuladen. „Aber seit der Tempelberg-Affäre wissen wir ja, dass Recherche nicht gerade zu den Stärken des Teams um Ingrid Thurnher gehört“, so Kickl.

Rosam änderte seine Homepage ganz plötzlich

Nach der Aussendung änderte sich die Homepage von Rosam plötzlich. Der gesamte Menüpunkt "Leading Advisory Group" verschwand, ist jedoch über das Web-Archiv noch abrufbar. Unzenusiert.at verfügt zudem über Screenshots und auch über Google ist die Verbindung bei der Eingabe von "Lockl Rosam" noch auffindbar.

Die Diskussion "Im Zentrum" gibt's hier zum Nachsehen:

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