Das nordwestafrikanische Land Marokko wird immer mehr zu einem sogenannten “Anker-Staat” bei der illegalen Migration nach Europa. Wie der deutsche Bundesnachrichtendienst jetzt in einem Lagebericht dokumentiert hat, wird die illegale Zuwanderung via Marokko nach Spanien und dann weiter nach Mittteleuropa von einer handverlesenen Geheimgesellschaft gelenkt. Diese sogenannte “Schleuser-Loge” umfasst 20 Netzwerkbosse, die seit rund eineinhalb Jahren die Überfahrten von afrikanischen Migranten nach Spanien steuern.
Diese Schleuserbosse sollen auf jeweils Gruppen von wiederum 20 Schlepper zugreifen können, die pro Monat ein Soll von mindestens 15 Migranten für eine illegale Einwanderung nach Europa via Spanien gewinnen sollen.
Schleuser-Tarife: 1.000 Euro für Überfahrt, 2.000 Euro für Unterkunft
Das kriminelle Schleusernetzwerk hat auch einen Tarifplan, nach dem die illegalen Überfahrten und die nachfolgende Unterbringung in Spanien abgerechnet werden. Für bis zu drei Versuche einer Überfahrt sollen 1.000 Euro pro Person verrechnet werden. Weitere 2.000 Euro werden den Migranten in Rechnung gestellt, wenn nachfolgend auch eine sichere Unterkunft in Spanien zur Verfügung gestellt wird, die vor einem Zugriff durch die spanische Polizei schützt.
Das Bezahlungssystem an die Schleuser funktioniert über eine Treuhandlösung. So soll bei einem misslungenen Versuch, in dessen Folge der illegale Migrant etwa zu Tode kommt, das Geld wieder an seine Familie zurückgezahlt werden. Daneben soll es auch eigene Tarifpakete für Ausrüstung und Training von illegalen Migranten geben, die etwa die spanischen Grenzbefestigungen der Exklave Melilla erfolgreich überwinden wollen.