In zwei nordrhein-westfälischen Städten sind AfD-Politiker überraschend in stellvertretende Bürgermeisterämter gewählt worden. Die Ergebnisse sorgten bei den Altparteien für Empörung – und zeigen einmal mehr, wie brüchig die vielzitierte “Brandmauer” ist.
AfD-Kandidaten gewinnen mit Stimme aus anderer Fraktion
In Bochum-Wattenscheid wurde AfD-Mitglied Cedric Sontowski zum zweiten stellvertretenden Bezirksbürgermeister gewählt, und das mit einer Stimme mehr, als seine Partei Mandate besitzt. Die Wahl kam also offenbar durch mindestens eine fremde Stimme aus den Reihen anderer Parteien zustande. Für SPD-Politiker Jan Bühlbecker war das Wahlergebnis unerträglich: Er sprach auf X von einem „Schlag ins Gesicht der Demokratie“ und nannte Sontowski – wenig kreativ – einen “Neonazi”.
Die AfD wertete das Ergebnis hingegen als “Dammbruch im Ruhrgebiet”. Landeschef Martin Vincentz erklärte, die Wahl zeige, dass die Abgrenzung anderer Parteien auf kommunaler Ebene „längst gescheitert“ sei. Nur einen Tag später wiederholte sich der Erfolg der AfD in Bad Salzuflen (Kreis Lippe): Dort wurde Sabine Reinknecht zur dritten stellvertretenden Bürgermeisterin gewählt. Besonders bitter für die Altparteien: Auch sie erhielt mehr Stimmen, als ihre Fraktion Sitze im Rat hat.
Rot-schwarz-grüne Einheitsfront konnte AfD-Erfolg nicht verhindern
Die AfD ist in Bad Salzuflen die drittstärkste Kraft. SPD, CDU und Grüne konnten sich Reinknechts Wahlerfolg nicht erklären – ein gemeinsamer Wahlvorschlag der selbsternannten “Demokraten” zusammen mit der Liste “UWG: Freie Bürger” hatte eigentlich verhindern sollen, dass die AfD in ein Spitzenamt gelangt.
