Der Kameramann Andrij Neposedov des ORF Ukraine-Korrespondenten Christian Wehrschütz ist laut seiner Frau Oleksandra Zizenkova am 6. September von der ukrainischen Militäreinheit TCK entführt worden.
Bei einer Routine-Kontrolle entführt
Am besagten Tag befand sich Neposedov in Begleitung seiner Frau, die seine Assistentin ist, am Weg zu Dreharbeiten für den ORF in der westukrainischen Stadt Ternopil. Bei einer vermeintlichen Routine-Kontrolle entlang der Route wurde der ORF-Kameramann von der ukrainischen Militäreinheit, die für die Mobilisierung zuständig ist, ohne Begründung mitgenommen.
Polizei machtlos gegenüber Militär
Gegenüber der Tageszeitung Heute erzählte die Frau des ORF-Mitarbeiters, dass ihr Mann aufgrund seiner Verwundung als Freiwilliger in den Kampfhandlungen des Jahres 2022 vom ukrainischen Wehrdienst befreit sei. Sie vermute, dass die ukrainischen Militärs sich schnelles Geld von ihrem Mann aufgrund seiner Tätigkeit für den ORF erhofften, sich aber in dieser Sache getäuscht haben. Zizenkova ist den Entführern ihres Mannes auf der Spur und wird dabei von der ukrainischen Kriminalpolizei begleitet, die aufgrund des herrschenden Kriegsrechtes im Land in diesem Fall machtlos ist.
Kommt Hilfe aus Österreich?
Der ORF-Korrespondent in der Ukraine hat inzwischen die österreichische Botschaft in Kiew verständigt und das österreichische Außenministerium über das Schicksal seines Kameramanns informiert. Außer einer Forderung des ORF nach sofortiger Freilassung ihres Mitarbeiters am Mittwoch hat sich in dieser Sache nicht viel bewegt. Hier offenbart sich die Machtlosigkeit des österreichischen Staates gegenüber einem tief korrupten Land wie der Ukraine. Wenn einzelne Militärs mächtiger sind als die Exekutive eines Landes und sie jeden ukrainischen Bürger willkürlich festhalten können, ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden, dann spricht es Bände über den nicht vorhandenen Rechtsstaat in der Ukraine.
Kann man Ukraine als verlässlichen Partner bezeichnen?
Solche Entführungen sind kein Einzelfall in der Ukraine. Im Internet sind zahlreiche Videos zu sehen, in denen ukrainische Männer auf brutale Weise von der TCK in Kleinbusse gesteckt werden, um an die Front gebracht zu werden. Im Land ist es ein offenes Geheimnis, dass man für eine gewisse Summe von der TCK freigelassen werden kann und damit dem möglichen Tod an der Front entkommen kann.
Kann man ein Land, in dem eine solche Praxis gang und gäbe ist, einen verlässlichen Partner und zukünftiges EU-Mitglied nennen, wie es die Politiker der Einheitspartei im Schulterschluss mit den Mainstream-Medien tun? Sind diese mafiösen Strukturen, die Säulen, die die sogenannte “Vorzeige-Demokratie” Ukraine tragen, es wert, Milliarden in das Land zu versenken und die österreichische Neutralität aufs Spiel zu setzen? Dieser Frage wird sich die Verlier-Koalition stellen müssen.