In Österreichs nordöstlichem Nachbarland stehen die Zeichen auf „vorwärts“. Das betrifft nicht nur die Wirtschaft der Tschechischen Republik, sondern auch den Straßenverkehr.
Pilotprojekt bei Budweis
Im September wird auf einem 50 Kilometer langen Abschnitt der neuen Autobahn D3 zwischen Budweis und Tabor das Tempolimit auf 150 Kilometer pro Stunde hinaufgesetzt. Bei Regen, Nebel oder winterlichen Straßenverhältnissen bleibt die bisherige Höchstgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern bestehen.
Die Maßnahme ist Teil einer Änderung der Straßenverkehrsordnung. Die Kosten für die neuen Wechselverkehrszeichen belaufen sich auf rund 2,2 Millionen Euro. Sollte sich der Test bewähren, könnten auch Abschnitte der D1 nach Ostrau sowie der D11 bei Königgrätz folgen.
Landbauer fordert Tempo 150 auch in Österreich
Die Entscheidung des Nachbarlandes stößt auch hierzulande auf Resonanz. FPÖ-NÖ-Landesparteiobmann und Verkehrslandesrat Udo Landbauer sieht darin ein Vorbild:
Während unsere Nachbarn vorangehen, werden Österreichs Autofahrer weiter ausgebremst.
Er verweist auf moderne Technik wie variable Geschwindigkeitsschilder sowie die hohe Sicherheitsqualität von Autobahnen. Zudem seien aktuelle Fahrzeuge deutlich sicherer und sauberer.
Rückblick: Tempo-140-Projekt in Österreich
Bereits vor sieben Jahren hatte es in Österreich einen ähnlichen Vorstoß gegeben: Unter dem damaligen Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) war 2018 auf zwei Abschnitten der Westautobahn ein Tempolimit von 140 Kilometer pro Stunde getestet worden – mit Erfolg.
Auswertungen unabhängiger Gutachter zeigten, dass sich daraus weder nennenswerte Umweltbelastungen noch erhöhte Unfallzahlen ergaben – im Gegenteil, die Zahl der Unfälle mit Personenschaden war sogar gesunken.
Grüne Ideologie
Dennoch wurde das Projekt von der späteren Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) beendet. Und zwar wider die Erkenntnisse der Studien:
Wir haben beim Klimaschutz so große Aufgaben, dass es wichtig ist, dass man auch in einzelnen Bereichen nicht in die falsche Richtung läuft. Die 140 waren leider die falsche Richtung, deswegen ist das eines der Themen, die wir rasch angehen.
Gewessler setzte noch eins drauf: Sie wollte das bestehende Tempolimit sogar noch senken. In den Papieren des Klimaschutzministeriums wird ein Höchsttempo von 90 Kilometer pro Stunde auf Landstraßen vorgeschlagen sowie ein generelles Limit von 30 Kilometer pro Stunde auf Nebenstraßen im Ortsgebiet.
Stimmung in der Bevölkerung
Umfragen zeigen aber, dass die Mehrheit der Österreicher wenig von niedrigeren Tempolimits hält. Zwei Drittel lehnten schon damals eine geplante Senkung der Autobahnhöchstgeschwindigkeit auf 120 Kilometer pro Stunde ab, fast 90 Prozent sprachen sich gegen 100 Kilometer pro Stunde aus. Viele befürchten längere Überholvorgänge, monotones Fahren oder bezweifeln den Nutzen für den Klimaschutz. Ein Drittel der Bevölkerung hielt Tempo 130 für zu niedrig. Sie bekommen jetzt aus dem Nachbarland wichtige Impulse.