Eine Recherche auf von klartexxt.com wirft Fragen zur „akademischen“ Laufbahn von SPÖ-Chef und Vizekanzler Andreas Babler auf. Die Journalistin Birgit Medlitsch legt nahe, dass Babler möglicherweise gar nicht die formalen Voraussetzungen für seinen Universitätslehrgang an der Universität für Weiterbildung Krems (Donau-Universität Krems) erfüllte. Das wirft Fragen auf, denn ein prominenter ORF-Journalist war offenbar nicht nur Bablers Studienkollege, sondern spielte später eine Schlüsselrolle bei dessen politischem Aufstieg.
Lehrgang für politische Kommunikation
Laut Medlitsch absolvierte Babler zwischen 2007 und 2009 den postgradualen Universitätslehrgang „Politische Kommunikation“ an der Donau-Universität Krems. Dieser Lehrgang wird mit dem akademischen Grad Master of Science (MSc) abgeschlossen und richtet sich laut Angaben des veranstaltenden Dr.-Karl-Renner-Instituts an „Journalisten aus politischen Ressorts“ sowie „Kommunikationsverantwortliche aus öffentlichen Institutionen, Parteien, Kammern und Interessenvertretungen“.
Kein echtes Studium
Es handelt sich dabei jedoch nicht um ein reguläres Studium. Der MSc-Grad ist dem einer traditionellen Universität nicht gleichgestellt, auch eine höhere Einstufung im öffentlichen Dienst ist mit dem Schmalspur-Studium nicht möglich. Die Donau-Universität selbst fällt nicht unter das Universitätsgesetz, für sie wurde eine eigene Rechtsgrundlage geschaffen.
Zugangsvoraussetzungen fraglich
Als Zugangsvoraussetzung nennt die – in akademischen Kreisen nicht unbedingt ernst genommene – Donau-Universität ein abgeschlossenes Hochschulstudium oder eine vergleichbare Qualifikation. Babler hingegen hatte bekanntlich keine Matura, auch für einen Lehrabschluss reichte es bei ihm nicht. Offensichtlich genügte der Donau-Universität bereits seine politische Erfahrung als Stadtrat in Traiskirchen. Auf Medlitschs Frage, welche vergleichbare Qualifikation der heutige Vizekanzler vorlegen konnte, wollte man sich in Krems nicht äußern.
Fragwürdige Ausbildungsinhalte
Auch der Inhalt des Studiums erscheint wenig überzeugend: Zehn Wochenendseminare, drei Wochenblöcke und zwei Exkursionen sollen die Absolventen zu „Experten“ in ihrem Gebiet machen. Auch einige der Abschlussarbeiten sollen kein allzu hohes Niveau aufweisen.
Prominente Kommilitonen
ORF-Moderator Martin Thür hatte sich ebenfalls für diesen Lehrgang entschieden, beide hatten ihre Abschlussarbeiten im Jänner 2019 eingereicht.Tatsächlich war es Thür, der 2023 die peinliche Panne der SPÖ bei der Auszählung der Stimmen zur Wahl des neuen Parteivorsitzenden aufgedeckt hatte. Damals wurden die Stimmen von Babler mit denen seines Gegenkandidaten Hans Peter Doskozil vertauscht und dieser fälschlicherweise erst zum Gewinner erklärt. Ein Jahr später interviewte Thür den nunmehrigen Parteivorsitzenden Babler im ORF-Sommergespräch. Da der Lehrgang nur 25 Teilnehmer gehabt haben soll, ist es mehr als unwahrscheinlich, dass sich beide dort nicht persönlich begegnet sind.
Keine Stellungnahme
Weder der ORF noch Babler selbst oder sein Medienteam wollten sich bislang zu den Enthüllungen äußern.