Parteichefin Kemi Badenoch will sich von der bisherigen wirtschaftspolitischen Ausrichtung der Konservativen lösen.

26. Juli 2025 / 07:16 Uhr

Klare Ansage: Konservative Parteichefin will Englands Javier Milei werden

Javier Milei, seit Dezember 2023 Argentiniens Präsident seit, verfolgt einen radikal marktwirtschaftlichen Kurs – und hat Erfolg: Die riesige Inflation ist eingedämmt, die Armut sinkt, die Preis, das Budget weist einen Haushaltsüberschuss auf, die Währung ist stabilisiert. Im Oktober, wenn Zwischenwahlen anstehen, dürfte Milei die Ernte einfahren: Ein Erdrutschsieg wird seiner Partei prognostiziert.

Kapitalismus schafft Wohlstand

Das Erfolgsmodell macht Schule, zumindest in Großbritannien. Dort hat die konservative Parteichefin mit nigerianischen Wurzeln, Kemi Badenoch, hat sich in einem Interview mit der Financial Times offen zu Mileis wirtschaftspolitischer Strategie bekannt: Sie sehe sich als britisches Pendant zum argentinischen Präsidenten.

„Ja und ja“, antwortete sie auf die Frage, ob Großbritannien einen Milei brauche und ob sie diese Rolle übernehmen wolle. Sie lobte Milei für seine „klare und konsequente Botschaft“ und erklärte, dass seine Politik trotz anfänglicher Unbeliebtheit von den Wählern honoriert werde, zumal die kapitalistische Politik Mileis Wohlstand für die breite Masse schafft.

Neuorientierung nach Wahlniederlage

Bei den Parlamentswahlen im Juli 2024 hatten die britischen Konservativen eine historische Niederlage erlitten: Nach 14 Jahren an der Regierung wurden sie klar von der sozialdemokratischen Arbeiterpartei (Labour) unter Keir Starmer abgelöst. Starmer wurde daraufhin Premierminister.

Seine Regierung verfolgt einen Kurs des Weiterwurschtelns – mit entsprechenden Konsequenzen: So war das BIP im Mai um 0,1 Prozent rückläufig. Die Verbraucherpreise stiegen im Juni auf 3,6 Prozent, den höchsten Wert seit Jänner 2024. Die Arbeitslosenquote betrug im Zeitraum März bis Mai etwa 4,7 Prozent, der höchste Stand seit Mitte 2021.

Rechter Flügel

Badenoch gehört zum rechten Flügel der britischen Konservativen Partei. Zuvor war sie Ministerin für Wirtschaft und Gleichstellung. Im Juni 2024 übernahm sie den Parteivorsitz der Tories, nachdem Premierminister Rishi Sunak infolge einer schweren Wahlniederlage zurückgetreten war. Seitdem führt sie die Partei in der Opposition.

Dort hat sie eine Kurskorrektur vorgenommen, teils in Abgrenzung zu Reform UK, der Partei des EU-Gegners Nigel Farage. Diese hat sich zuletzt wirtschaftspolitisch nach links bewegt, fordert etwa die Abschaffung der Zwei-Kinder-Grenze beim Kindergeld, die vor allem den Einwanderern zugutekam.

Sparkurs statt „Mini-Budget“

In Abgrenzung zu früheren Tory-Regierungen versprach Badenochs Schattenfinanzminister Mel Stride, nie wieder Ausgabenversprechen ohne Finanzierungsnachweise wie unter Liz Truss zu machen – deren ungedecktes „Mini-Budget“ 2022 einen Finanzmarkt-Schock auslöste und zu ihrem Rücktritt nach nur 45 Tagen führte.

Badenoch erklärte gegenüber der Financial Times, dass sie sich „fast ausschließlich“ auf wirtschaftspolitische Themen konzentriere. Sie wolle den Einfluss des Staates zurückdrängen, Staatsausgaben effizienter gestalten und hohe Steuern vermeiden, die ihrer Meinung nach „Vermögen und junge Menschen aus dem Land treiben“.

Rückhalt in der Partei unter Druck

Trotz der kämpferischen Rhetorik steht Badenoch intern unter Druck. Die Konservativen hatten bei den Kommunalwahlen im Mai 2025 alle ihre zu verteidigenden Rathäuser verloren. In Umfragen liegt die Partei derzeit weit hinter der Arbeiterpartei. Medienberichten zufolge könnte Badenoch bereits im Herbst mit einem parteiinternen Misstrauensvotum konfrontiert werden, was sie jedoch gelassen kommentierte:

Ich kann nicht meine ganze Zeit damit verbringen, über Königsmord nachzudenken. Das würde mich wahnsinnig machen.

Ein britischer Milei?

Ob Kemi Badenoch tatsächlich wie Milei zum politischen Phänomen wird oder eher an britischen Realitäten scheitert, bleibt offen. Die wirtschaftliche Lage Großbritanniens ist zwar angespannt, aber der Leidensdruck nicht mit dem Argentiniens nach jahrzehntelanger linker Wirtschaftspolitik vergleichbar.

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