Zwischen dem AfD-Politiker Maximilian Krah und dem patriotischen Vordenker Götz Kubitschek fand vor wenigen Tagen eine Debatte auf dem Kanal Schnellroda statt. Der Verleger des Antaios Verlags möchte, dass die derzeitige Strategie der AfD beibehalten wird, während Krah einen Strategiewechsel zu wünschen scheint.
“Streit” schlägt hohe Wellen
Inzwischen haben auch Medien wie die Berliner Zeitung das Thema aufgegriffen. Dort spricht man von einem “Streit zwischen Kubitschek und Krah über Remigration”. Von einem “Streit” zu reden, ist jedoch ein wenig zu hoch gegriffen. Nur weil zwei Menschen über verschiedene Ansätze debattieren, ist das noch lange kein Streit. Und für gewöhnlich schläft man als Zuschauer auch nicht ein, wenn zwei Leute sich streiten. Darum großes Lob an Sophie-Marie Schulz, dass sie es geschafft hat, während des knapp zweistündigen Videos wach zu bleiben.
Tatsächlich wurde hier viel Lärm um nichts gemacht. Krah, der den Begriff der “Remigration” einst selbst ins Spiel gebracht hat, will auch weiterhin daran festhalten, ist allerdings der Meinung, dass die AfD ihre Strategie überprüfen sollte. Offensichtlich möchte er verhindern, dass die AfD eine Ein-Themen-Partei wird. “Die Gegenseite hat am Punkt der Remigration extrem aufgerüstet, auch intellektuell”, erklärte er. Deshalb ist es sehr wichtig, klar zu erklären, wer und was mit Remigration gemeint ist. Auch Kubitschek will keine Staatsbürger “rausekeln”, wie er laut der Berliner Zeitung sagte. Nur: Wenn sie sich darin einig sind, wozu dann diese Debatte?
Krahs weitere Ideen
Krah sprach sich zudem für “keine allgemeine Staatsfeindlichkeit” aus; als ob die AfD jemals staatsfeindlich gewesen wäre. Kubitschek ist offenkundig auch nicht staatsfeindlich, will aber das Treiben des Staates weiterhin kritisch hinterfragen. Dann erklärt Krah noch Dinge, die bereits hunderte andere AfDler etliche Male im Wahlkampf erklärt haben. Wie beispielsweise, dass man für “Gleichheit der Staatsbürger, Religionsfreiheit auch für Muslime” sei. Dafür ist die AfD sowieso, aber Krah stützt sich hierfür extra auf ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster. Am Schluss des Gesprächs meinte Krah noch: “Am Ende gewinnt Strategie – und nicht Taktik.” Doch Strategie ist das übergeordnete Konzept, während Taktik die einzelnen Maßnahmen zur Umsetzung der Strategie sind. Das Eine geht also nicht ohne das Andere.
Die Berliner Zeitung zieht zu diesem Gespräch folgendes Resümee: “Die Reaktionen im Netz lassen nicht auf sich warten. Maximilian Krah wird als ‘König’ bezeichnet, der seinen Gesprächspartnern haushoch überlegen gewesen sei. Andere machen deutlich, dass sie ‘Team Schnellroda’ sind und hinter dem Verleger-Ehepaar stehen. Die in den letzten Monaten nach außen dargestellte Harmonie und Einigkeit hat Risse bekommen.”
Was brachte das Gespräch?
Am Ende kann man also zusammenfassend sagen: Außer Spesen nichts gewesen. Das Gespräch war im Grunde überflüssig und hat nicht wirklich etwas gebracht, außer, dass sich die Anhänger der beiden Seiten innerhalb des patriotischen Lagers jetzt wegen nichts streiten. Kubitschek brachte nach der Debatte einen Artikel heraus, in dem er durchaus richtig anmerkte: “Es ist notwendig, darüber zu sprechen, was es bedeutet, in einem einzigen Jahr 300.000 deutsche Pässe zu vergeben, an ganz Kulturfremde, sie also mitwählen zu lassen, mitentscheiden, was zukünftig mit unserem Land werden soll.”
Er bringt noch weitere wichtige Punkte zur Sprache, die ein jeder im besagten Artikel der Sezession nachlesen kann. Zum Beispiel danach, die Legitimität von bestimmten Gesetzen in Frage zu stellen. Das wirft die Frage auf, warum die beiden Herren ihre durchaus nicht unwichtigen Anliegen nicht einfach gleich in Artikelform vorbrachten und so in verschiedenen Reden und Gegenreden ihre Argumente darlegten. Dann hätte man auch besser darüber nachdenken können, was man wie sagt, und es hätte womöglich nicht so negative Folgen wegen gar nichts gegeben.
Was für ein Strategiewechsel?
Denn wie oben bereits angemerkt, scheint Krah einen Strategiewechsel zu wollen, während Kubitschek die derzeitige Strategie der AfD beibehalten will. Nur: Was soll das Ganze eigentlich? Die AfD war und ist, wie Alexander Gauland einmal anmerkte, schon immer ein “gäriger Haufen” gewesen. Es gab nie und gibt auch heute nicht die eine Strategie der AfD; jeder einzelne Politiker der Partei dürfte seine eigenen Schwerpunkte und Themenfelder haben, die er bedient. Zumal Krah ja auch weiterhin gegen Masseneinwanderung ist. Und die AfD ist auch keine Ein-Themen-Partei; das war sie nur ganz am Anfang bei der Euro-Rettung.
Inzwischen behandelt die AfD viele Themen; neben der Remigration auch die Redefreiheit, die steigenden Preise, die hohen Steuern, die Eurokritik und vieles mehr. Wenn ein Thema im Vordergrund steht, bezieht die AfD dazu laut und deutlich Stellung im Sinne des deutschen Volkes; freilich ohne dabei die anderen Themen aus den Augen zu verlieren. Die AfD tut also das, was sie immer tut; sie arbeitet vielschichtig auf verschiedenen Ebenen und gibt damit sowohl Krah als auch Kubitschek durch die Partei-Realität recht. Man hätte sich diese Debatte also sparen können; ohnehin hat sie nichts weiter gebracht, außer Missstimmung.
Misstrauen und Wählerverlust
Eine Kommentatorin im Leserbereich der Sezession meinte sichtlich genervt: “Wer sich so wie Krah verbiegt, gar die Seite wechselt und damit bisher unverhandelbare Standpunkte aufgibt, kann gleich aufhören, sich als ‘Alternative’ oder ‘rechts’ zu bezeichnen. Es ist hirnrissig, die eigenen Ziele und Interessen aufzugeben, nur weil man mit einer abgespeckten, weichgespülten Programmatik möglicherweise an der Macht beteiligt werden könnte. Politische Ziele und Interessen können sich nicht an einer wie auch immer behaupteten ‘Realität’ orientieren. Man hat sie und kämpft konsequent dafür. Wer sie aufgibt, verliert seine Glaubwürdigkeit oder mutiert gar zum politischen Gegner.”
Ein Anderer erklärte: “Vielen Dank für die Warnung, ich werde wohl das Wählen der AfD einstellen. Wir haben mit der Union schon eine liberal-(neo-)konservative anglophile Partei, da kann die AfD weg. Für den Aufstieg von ein paar frischen Bonzen tu ich mir das nicht an.” Am Ende hat dieses Gespräch, das für einen “Streit” viel zu ruhig und zahm war, also nichts weiter gebracht, als die Wähler zu verunsichern und einfache Lösungen, wie sie uns Donald Trump derzeit vorlebt, sinnlos zu zerreden.