Der Landesparteisekretär der FPÖ-Wien, Lukas Brucker, behauptet in einer Aussendung, Der Standard habe übelsten Spitzeljournalismus betrieben und eine Mitarbeiterin bei der Kandidatenschulung eingeschmuggelt.
Am Telefon Spitzeltätigkeit zugegeben
Die Dame, die sogar namentlich genannt wird, soll sich laut Brucker unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in eine interne Kandidatenschulung der FPÖ eingeschlichen haben. Sie habe vorgegeben, FPÖ-Sympathisantin zu sein, mitarbeiten zu wollen und in einigen Jahren selbst zu kandidieren. Schließlich ist die Sache aufgeflogen, wie Brugger sagt:
In einem Telefonat mit mir hat sie schließlich zugegeben, dass sie in Wahrheit an einem Artikel für Der Standard arbeitet. Damit wurde sie der Lüge überführt. Das ist ein unfassbarer Medienskandal, der zu sofortigen Konsequenzen führen muss.
FPÖ-Wien prüft rechtliche Schritte
Einmal mehr habe sich gezeigt, so Brucker weiter, welchen Gassenjournalismus dieses Medium betreibe. Er kündigte zudem an, sofort rechtliche Schritte prüfen zu lassen.
Auf APA-Anfrage dementierte Der Standard, einen Rechercheauftrag erteilt zu haben. Es gebe kein Honorar und auch kein Dienstanstellungsverhältnis mit der Journalistin.
Presserat prüft bei Einlangen der Beschwerde
Presserat-Geschäftsführer Alexander Warzilek sagte der APA, dass sich der Presserat mit dem Fall etwa bei Einlangen einer Beschwerde auseinandersetzen werde. Denn das Selbstkontrollorgan der Branche befasse sich nicht nur mit konkreten (problematischen) Artikel, sondern auch mit dem Verhalten von Journalisten.
Grenze bei verdeckten Recherchen überschritten
Der Presserat würde bei verdeckten Recherchen aber von Fall zu Fall entscheiden. Eine Grenze wäre zum Beispiel überschritten worden, als sich eine Reporterin – ohne sich als solche auszuweisen – in den geschlossenen Bereich einer psychiatrischen Klinik begab, um dort eine Person zu interviewen, erinnerte sich Warzilek. Auch war es zu viel des Guten, als ein Journalist auf Social Media wüste Drohungen gegen Flüchtlinge postete, nur um vorzuführen, dass diese nicht gelöscht werden. “Das war zu viel, außerhalb der Relation”, erläuterte Warzilek.