Meran ist italienisch geworden. Laut Sprachgruppenzählung des Landesstatistikinstituts ASTAT leben in Meran, der südlichsten Stadt in Südtirol, nur noch 48,26 Prozent Deutsche.
Deutsch wieder in der Defensive
Vor 25 Jahren hatten die Italiener schon einmal die Mehrheit gestellt, ehe die Deutschen das Sprachverhältnis wenden konnten. 2011 stellten die Tiroler mit 50,47 Prozent knapp die Mehrheit.
Gleichzeitig stieg der Anteil der Italiener in der Stadt um 2,31 Prozentpunkte auf 51,37 Prozent. Die Ladiner machen 0,37 Prozent der Bevölkerung aus, ein Minus von 0,1 Prozentpunkten.
Zuzug und Einwanderung
Vizebürgermeisterin Katharina Zeller (SVP, Schwesterpartei der ÖVP) erklärt sich den Rückgang der Deutschen damit, dass die Stadt wachse. Und weiter:
Daher würde ich davon ausgehen, dass ein Teil auf den Zuzug zurückzuführen ist – Zuzug aus italienischen Regionen, und einen Teil dürften die neuen Bürger ausmachen, aber sicher nicht die Masse.
Beschwichtigungen von Seiten der SVP
Zeller redet sich das Ergebnis der Sprachgruppenerhebung auch schön. Sie kann sich vorstellen, dass es Unterschiede zwischen dieser anonymen Sprachgruppenzählung und der individuellen Sprachgruppenerklärung gibt, die bei Gericht abzugeben ist. Bei offiziellen Erhebungen würde die Sprache angegeben, „wo man sich bessere Berufschancen ausrechnet“.
Dabei ist Volksgruppenverschiebung die Rechnung für eine längst absehbare Politik.
Italienische Rechte pro Einwanderung – nur nach Südtirol
Seit 30 Jahren zieht Südtirol Italiener und noch mehr über Italien einwandernde Ausländer an. Auch der Großteil letzterer kommt sprachlich über die italienische Schiene. Wer von irgendwo in der Welt nach Italien einwandert, wandert eben nach Südtirol ein, örtliche Sprachminderheiten interessieren da nicht. Sie stärken die italienische Seite.
Deshalb hat die italienische Rechte schon seit den 1990er-Jahren erstaunlicherweise in Südtirol keine Probleme mit der Einwanderung.
Stärkung der Italienisierung
Der italienische Bevölkerungsanteil in Meran, der bereits in Südtirol geboren beziehungsweise vor 1969 eingewandert ist (Annahme des Autonomiepakets), liegt in Meran nur bei rund 25 Prozent der Bevölkerung. Das Sprachgruppenverhältnis müsste also 75 Prozent Deutsch, 25 Prozent Italienisch lauten.
Wenn es nun laut Erhebung aber bei 51,3 Prozent für Italienisch liegt, verdeutlicht das die anhaltende italienische Zuwanderung und die ausländische Einwanderung über die italienische Sprachschiene.
Kinderarmut und Abwanderung
Dazu kommen die Kinderarmut der Südtiroler und die Abwanderung Südtiroler Akademiker bzw. Wohlstands-Abwanderung, die kaum kompensiert werden. Während sich aus Italien ein großer Strom nach Südtirol ergießt, fließt aus dem deutschen Sprachraum nur ein kleines Rinnsal.