Das Stadtbild der Bundeshauptstadt ist geprägt von seinen imperialen, alten Gebäuden und seinen oft prächtigen Gründerzeithäusern. Doch jahrzehntelang mussten die Wiener zusehen, wie eins nach dem anderen abgerissen wurde. Stand ein Gebäude nicht in einer Schutzzone, dann war sein Abriss auch nicht bewilligungspflichtig. Genaue Zahlen dazu, wie viele alte Häuser pro Jahr aus Wien verschwanden, gibt es nicht.
Bewilligungspflicht für Abriss eingeführt
2018 erkannte endlich auch die damalige rot-grüne Stadtführung das Problem und erließ eine Bewilligungspflicht für den Abriss alter Häuser. Die „technische Abbruchreife“ wurde verschärft und gleichzeitig wurden Anreize für Eigentümer geschaffen, zu sanieren, anstatt abzubrechen, etwa mit Sanierungsförderungen und der Aufkategorisierungen des Hauses nach Instandsetzung.
Allerdings ist ein Abriss weiterhin möglich. Denn wenn kein öffentliches Interesse am Erhalt des Gebäudes besteht und der Erhalt wirtschaftlich nicht zumutbar ist, ist der Abriss von den Behörden zuzulassen.
Verschärfung der Erhaltungspflicht
Im Juli vergangenen Jahres wurden die Bestimmungen noch einmal verschärft. Nun überprüfen externe Sachverständige die Bedingungen für den Abriss. Vor allem gehen sie dem Hauszustand auf den Grund: Ein desolater Zustand wird nicht mehr „geschluckt“ und der Abbruch quasi automatisch erlaubt. Im Gegenteil. Wurde er vorsätzlich herbeigeführt, liegt schuldhaftes Verhalten bei den Erhaltungspflichten vor.
Damit dieser Zustand gar nicht erst eintritt, prüfen die Baupolizei und die Gruppe Sofortmaßnahmen der Stadt Wien jetzt verstärkt die Häuser auf ihre Tragfähigkeit und technischen Zustand. 4.000 Gebäude wurden bereits kontrolliert. Dabei kam es zu 740 Beanstandungen aufgrund von baulichen oder feuerpolizeilichen Mängeln sowie sanitären Missständen.
Alle beantragten Abrisshäuser stehen noch
Nach einem Jahr der Verschärfung der Abrissbedingungen wurde nun erste Bilanz gezogen: Dem Zerstören schöner Häuser dürfte erfolgreich ein Riegel vorgeschoben worden sein. Die Stadt Wien hat zuletzt keine Abrissanträge mehr genehmigt. Von allen 19 Ansuchen der letzten zwölf Monate stehen noch alle Häuser. Acht Anträge wurden negativ entschieden, zwei zurückgezogen und neun sind noch in Bearbeitung.
Zuvor waren im Durchschnitt etwa 30 Ansuchen pro Jahr eingelangt, wobei die Hälfte bewilligt werden musste.
Erhalt des Wiener Stadtbildes
„Mit der Bauordnungsnovelle ist ein wirklich großer Wurf gelungen, der langsam seine Auswirkungen zeigt“, zeigte sich die Stadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) zufrieden. Das einzigartige Erscheinungsbild Wiens werde dadurch besser geschützt.