Großbritannien hat gewählt: Die linke Labour-Partei (Arbeitspartei) ging als gefeierter Gewinner hervor, während der amtierende Premierminister Rishi Sunak für die konservativen Tories ein historisches Debakel erlebte. Nach mehr als einem Jahrzehnt wird die Insel erneut von der Sozialdemokratie regiert werden.
Deutlich mehr Sitze im Unterhaus
So kommt die Labour-Partei zum aktuellen Auszählungsstand auf 412 der 650 Sitze, was einen Zugewinn von 210 Sitzen im Vergleich zur Wahl von 2019 bedeutet. Gleichzeitig stürzten die Konservativen von ehemals 365 auf etwa 120 Sitze ab. Sunak kündigte bereits seinen Rücktritt als Parteichef an.
Die nach den Wählerstimmen drittstärkste Kraft, die Reform Party von Nigel Farage, zieht erstmals mit vier Mandaten in das Parlament ein.
An Prozenten kaum verbessert
Doch der Schein trügt, wenn die Sozialdemokraten als Sieger gefeiert werden, denn nach absoluten Wählerstimmen hat die Labour-Partei sogar weniger erhalten als bei der Wahl 2019. Aufgrund der Wahlbeteiligung reichte dies für ein leichtes Plus von 1,6 Prozent im Vergleich zu 2019.
Wie in ganz Europa wählten auch die Briten dieses Mal mehr rechts als in der Vergangenheit.
Nigel Farage: Plus von 12,4 Prozent
Eigentlicher Sieger der Wahl ist daher „Mr. Brexit“ Nigel Farage, denn er konnte das Wahlergebnis um 12,4 Prozent steigern. Mehr als vier Millionen Wähler schenkten ihm das Vertrauen. Die Liberal Democrats errangen dagegen nur 3,4 Millionen Wählerstimmen, aber 71 Wahlkreise. Obwohl weniger Wählerstimmen erhalten sie fast das 18-fache an Sitzen im Vergleich zu Farage mit mageren vier Sitzen.
Auch die linksnationale irische Sinn Fein zieht mit sieben Sitzen ins Unterhaus des Parlaments ein – mit nur 200.000 Wählerstimmen.
Wähler gehen nach rechts
Grund ist das britische Wahlrecht. Das Mehrheitswahlrecht erkennt nur die stimmenstärkste Partei in den 650 Wahlkreise an, die jeweils 21.000 bis 110.000 Wähler umfassen.
Trotz linker Mehrheit im Unterhaus reiht sich Großbritannien in die Tendenz von ganz Europa ein: kein linker Sieg, immer mehr wählen bewusst rechts.
Politik geht nach links
Umso bitterer für die Briten, dass der designierte neue Premierminister Keir Starmer die strengere Einwanderungspolitik der Konservativen wieder lockern will. So hatte die Labour Partei im Wahlkampf bereits angekündigt, das Ruanda-Modell, wonach Asylbewerber nur in diesem ostafrikanischen Land Asylanträge stellen dürfen, aufzukündigen.