In der Ö3-Serie „Frühstück bei mir“ mit Moderatorin Claudia Stöckl konnte man heute, Sonntag, FPÖ-Chef Herbert Kickl (55) einmal ganz privat erleben.
Privates ist über den FPÖ-Chef wenig bekannt. Beim basischen Frühstück im Forellenhof in Puchberg am Schneeberg, Bezirk Neunkirchen in Niederösterreich, versuchte Claudia Stöckl Persönliches herauszulocken.
Lieber im Maschinenraum eines Schiffes als bei Käpt’ns Dinner
Stöckl fragte zu Beginn, was sich geändert habe, nachdem Kickl seit Juni 2021 an der Spitze der FPÖ stehe und er selbst immer gesagt habe, dass er lieber im Maschinenraum eines Schiffes sei als bei Käpt’ns Dinner? Es habe eine verstärkte Medienpräsenz gegeben, sonst aber habe sich für ihn nichts geändert, antwortete Kickl.
Es gibt immer einen Plan B
Im Word-Rap wollte Stöckl von Kickl dann Antworten zu: Kränkung? „Passiert mir in der Politik nicht!“ An eigener Person zweifeln? „Kommt immer wieder vor, ich gehe mit viel Demut an die Aufgaben heran“. Verzeihen? „Wenn man unverzeihlich ist, kann man nicht zufrieden leben“. Was er in der Politik gelernt hat? „Es gibt immer eine Alternative und einen Plan B, das hat mir gerade Corona gezeigt“.
Gegen das System wie einst Martin Luther
Ob sich Kickl nicht gegen sich selbst wenden würde, wenn er sich gegen das System stelle, fragte Stöckl weiter. Man könne im System gegen das System sein, sagte der FPÖ-Chef. Es gehe ja gar nicht anders. Er brachte das Beispiel von Martin Luther, der ein katholischer Mönch gewesen sei und gegen den Klerus aufbegehrt habe. Luther habe einen Widerstandsgeist entwickelt – im System mit einem anderen Zugang dazu.
Bildliche Sprache sorgt für rauhen Ton
Als Claudia Stöckl auf den rauhen Ton von Kickl zu sprechen kam („Mumie in der Hofburg“), erklärte ihr der FPÖ-Chef, dass sich eine bildhafte Sprache bei den Menschen besser festsetzen würde. Man dürfe auch nicht vergessen, dass dieser Ausspruch bei einer Aschermittwoch-Veranstaltung gemacht worden sei und daher sei dieser Sage auch in diesem Kontext zu sehen. Das Herzstück der Demokratie wären Wahlen, so Kickl weiter, das habe Alexander Van der Bellen aber vergessen, wenn er sagen würde, dass er die stimmenstärkste Partei nicht mit der Regierungsbildung beauftragen werde.
In Arbeitersiedlung aufgewachsen
Sein Korrektiv wäre sein eigenes Gewissen, meinte Kickl im Ö3-Gespräch weiter. Er sei als Arbeiterkind in einer Arbeitersiedlung in Radenthein in Kärnten aufgewachsen. Wörtlich sagte er:
Wir haben alle wenig gehabt, aber wir sind nie auf die Idee gekommen, anderen etwas neidig zu sein. Da haben wir einen anderen Zugang gehabt. Wir wollten mit der eigenen Leistung etwas erreichen.
Keine offene Rechnung mit Kurz
Mit Sebastian Kurz habe er keine offene Rechnung, „weil ich nicht rückwärts lebe“. Dass Kurz jetzt retrospektiv einiges anders sehe, etwa, dass er die Koalition mit der FPÖ nicht beenden hätte sollen, habe er mitbekommen. Ob er sich ein Comeback von Kurz als ÖVP-Chef wünsche, wollte Stöckl wissen. „Das geht mich nichts an“, so Kickl, der auch betonte, niemals als Zweiter oder Dritter auf die Idee zu kommen, Kanzler zu werden.
Vorbild für seinen Sohn
Zwischendurch wurde es wieder ganz privat. Die Ö3-Hörer konnten erfahren, dass Herbert Kickl mit seiner Frau (Juristin bei der Volksanwaltschaft) seit 26 Jahren zusammen ist, dass ein Sohn (24) eifrig Jus studiert und seit Corona nicht mehr Autorennen fährt, sondern mittlerweile leidenschaftlicher Radfahrer sei.
In welchen Bereichen Kickl seinem Sohn Vorbild sein möchte?
Ein paar Dinge sind mir wichtig, etwa, dass ich ihm vermittle, dass er stets mit einer gewissen Bescheidenheit und Demut durchs Leben geht. Meine Großmutter hat das auf den Punkt gebracht – ihr Spruch ist mir Vorbild: „Unten stehen wir alle an, oben niemand“. Es würde mich freuen, wenn er das übernimmt, um eine innere Zufriedenheit zu bekommen.
“Fühle mich von Rangnick-Aussage nicht angesprochen”
Zur Aussage des Teamchefs der österreichischen Nationalmannschaft, Ralf Rangnick, der vor Rechtspopulismus gewarnt hatte, meinte Kickl, dass er sich da nicht angesprochen fühle. Er könne nur sagen, dass man weder auf dem rechten, noch auf dem linken Auge blind sein solle. Wenn die Freiheitlichen sich zum Beispiel für eine Verbesserung im Schulbereich einsetzen, wo eine „babylonische Sprachverwirrung“ herrsche, könne man nicht mit der Nazi-Keule auf sie losgehen. Das wäre eine schlimme Verharmlosung der Vergangenheit.