Wer kennt sie nicht, die altmodischen Perücken, mit denen englische Juristen bei großen Verhandlungen auftreten? Wie so vieles in Großbritannien sind auch die weißen Pferdehaarperücken Tradition und Verpflichtung zugleich.
In Salamitaktik gegen eigene Traditionen
Schon 2007 wurde die Tragepflicht aufgeweicht. Anwälte im Zivil- und Familiengericht können seither „oben ohne“ Recht sprechen, ebenso ist am Obersten Gerichtshof, dem Supreme Court, die Perücke längst keine Pflicht mehr. Jetzt soll dem mehr als 300 Jahre alten Symbol der Gerichtsbarkeit und der Autorität gänzlich der Garaus gemacht werden. Aber nicht, weil sie im Grunde hässlich und altmodisch sind, auch nicht, weil sie unbequem sind, nein. Grund für die bevorstehende Beendigung der Tradition ist, dass die Perücke nicht auf den Kopf der Einwanderer passt.
Mehrere afrikanische Anwälte haben sich beschwert, dass Menschen mit „afro-karibischem Haar“ diskriminieren würden. Die Perücken seien also „kulturell unsensibel“. In einem Bericht des Telegraphs wird auch beklagt, dass die Perücken nicht über die Kopftücher von moslemischen Richterinnen und über die Turbane von Sikhs passen würden.
„Vielfalt in der Justiz“
Wie auf Knopfdruck berief der Anwaltsrat eine Arbeitsgruppe ein, die die Fragen nach der Diskriminierung durch die Perücken klären soll, berichtet der Telegraph. Ein Sprecher der Vereinigung der Rechtsanwälte in England und Wales sagte, dass die Ergebnisse im Zusammenhang mit den Fragen der Gleichstellung und Vielfalt der Justiz besprochen würden.