Kickl und Buch-Faksimilie

In der Biografie über Herbert Kickl ging vieles daneben: Zuerst waren Oma und Opa falsch, jetzt kam heraus, dass die Logos im Buch offenbar widerrechtlich verwendet wurden.

27. April 2024 / 10:37 Uhr

Kickl-Biografie: So kamen die Logos von Stadt Wien und Zukunftsfonds in das Buch

Die von zwei profil-Journalisten geschriebene Biografie über FPÖ-Parteichef Herbert Kickl ist um eine Posse reicher: Logos der Stadt Wien und des Zukunftsfonds der Republik im Buch nähren den Verdacht, hier könnten öffentliche Gelder für ein Werk geflossen sein, das im Wahlkampf gezielt gegen die Freiheitlichen eingesetzt wird. Unzensuriert fragte bei den Autoren des Buches nach.

Falsche Oma, falscher Opa

Geschrieben haben diese „investigative“ Kickl-Biografie die beiden profil-Journalisten Gernot Bauer und Robert Treichler, die sich schon für einen „bedauerlichen Fehler“ entschuldigen mussten, weil sie die Großeltern von Herbert Kickl mütterlicherseits fälschlich als Leopoldine und Johann Lackner genannt hatten. Tatsächlich hießen sie Josefa und Josef Lackner. Kickl hatte diese und andere faktenwidrigen Behauptungen in einem Video richtiggestellt.

Mit freundlicher Unterstützung”

Nun gerät nicht nur der Inhalt, sondern auch die Finanzierung des Projekts in den Fokus. Die Stadt Wien und der Zukunftsfonds der Republik werden offiziell als „freundliche Unterstützer“ angeführt. Über der Abbildung der beiden Logos heißt es wortwörtlich:

Mit freundlicher Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien, Literatur und Wissenschaft, und des Zukunftsfonds der Republik Österreich.

Logos widerrechtlich verwendet

Haben also tatsächlich die Stadt Wien und der Zukunftsfonds aus Steuermitteln ein Buch unterstützt, das wohl nur das Ziel hatte, einen politischen Bewerber schlecht darzustellen? Gestern, Freitag, hatten dies sowohl die Stadt Wien als auch der Zukunftsfonds gegenüber der Kronen Zeitung bestritten. Die Logos seien widerrechtlich verwendet worden.

“Kein journalistisches Interesse”

Unzensuriert fragte direkt bei den Autoren des Buches nach und bekam zumindest von einem der Verfasser eine bemerkenswerte Antwort. Gernot Bauer teilte uns auf Nachfrage Folgendes mit:

Gern tausche ich mich mit Journalisten aller Weltanschauungen, von links- bis rechtsaußen, aus. Direkt in Ihrem Impressum findet sich allerdings ein FPÖ-Aufruf zur EU-Wahl, woraus ich ein rein parteipolitisches und keinesfalls journalistisches Interesse Ihrerseits an der Kickl-Biografie und deren Aspekten ableite. Bitte haben Sie daher Verständnis, dass ich mich zu Anfragen, die offensichtlich iZm dem EU-Wahlkampf einer Partei stehen, nicht zu äußern vermag.

Wegen Inserat kein Statement

Kurz zusammengefasst: Herr Bauer möchte mit unzensuriert nicht reden, weil er ein FPÖ-Inserat zur EU-Wahl entdeckt hatte. In diesem Gedankengang dürfte er folglich dann auch zum Beispiel gegenüber dem Kurier oder gegenüber dem eigenen Arbeitgeber profil keine Stellungnahme zum Buch abgeben, wenn diese SPÖ- oder ÖVP-Werbeeinschaltungen abdrucken. Man merkt die Absicht und ist verstimmt.

Verlag suchte um Fördergelder an

Die unzensuriert-Anfrage bei den Autoren löste offenbar Alarm beim Paul Zsolnay Verlag Ges.m.b.H., der die Kickl-Biografie herausbrachte, aus. Deren Verlagsleiter teilte uns gestern, Freitag, mit:

Ich ersuche Sie, diesbezügliche Fragen zukünftig an unsere Pressestelle zu richten und nicht an die Autoren, die mit der Herstellung des Buches nicht befasst sind.

Die in der ersten Auflage von „Kickl und die Zerstörung Europas” ausgewiesenen Förderstellen wurden aus produktionstechnischen Gründen erwähnt, ohne dass eine Zusage auf die von uns gestellten Anträge vorgelegen wäre. Bis heute liegen weder vonseiten der Stadt Wien noch vom Zukunftsfonds der Republik Österreich Zusagen vor. Eine Unterstützung der genannten Stellen gab und gibt es also nicht. In der bzw. den Folgeauflagen werden diese nicht mehr genannt sein.

Parteipolitische Brisanz

Was „produktionstechnische Gründe“ im Zusammenhang mit der Logo-Verwendung sind, hat der Verlagsleiter nicht erklärt. Zumindest aber kam eines heraus: Der Verlag hat tatsächlich bei der Stadt Wien und dem Zukunftsfonds um Fördergelder für ein Buch angesucht, das gerade im Wahlkampf parteipolitische Brisanz und – davon ist auszugehen – mit dem Chef der nach Umfragen stärksten Oppositionspartei nichts Gutes im Sinn hat. Selbst die sonst bei der Vergabe von Steuergeldern nicht zimperliche Wiener SPÖ sieht das offenbar ähnlich. Diese äußerte sich gegenüber der Krone so: Politische Auseinandersetzungen mit Herbert Kickl seien hart zu führen, aber fair.

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