Gerstenkorn oder doch etwas Schlimmeres? Eine junge Dame in Wien wollte Sicherheit, was ihr Auge betrifft. Aber zu einem Arzt, der sich das anschauen sollte, kam sie trotz massiver Bemühungen nicht.
Immer mehr Menschen werden in Österreich und speziell in Wien Opfer der Zweiklassen-Medizin. Wer sich einen privaten Doktor leisten kann, hat Glück, wer von seinem Lohn die ohnehin üppige Sozialversicherung abgezogen bekommt, um im Falle eines Falles einen Arzt aufsuchen zu können, hat oft das Nachsehen.
Monatelanges Warten auf Operation trotz Gefahr in Verzug
Unzensuriert hat erst kürzlich von einem Fall berichtet, in dem die Eltern für die Operation ihres vierjährigen Sohnes, der an einem Paukenerguss im Ohr gelitten hatte, 3.300 Euro für eine Operation in einem Privatspital zahlen hätten sollen. Einen zumutbaren Termin in einem öffentlichen Krankenhaus bekamen sie nicht.
Da ein Paukenerguss ernstzunehmende sprachliche Entwicklungsstörungen nach sich ziehen kann, wenn keine Behandlung erfolgt, schauten sich die Eltern – nach einer erfolglosen Behandlung mit Medikamenten – um einen Operationstermin um. Doch die Enttäuschung war groß, als ihnen das SMZ-Ost den April 2024, das Krankenhaus Mistelbach und die HNO-Klinik Landstraße den August 2024 und das AKH sogar den Februar 2025 als möglichen Operationszeitpunkt genannt hatten.
Bei zehn Augenärzten keinen Termin bekommen
Jetzt wandte sich erneut eine Unzensuriert-Leserin an die Redaktion, weil sie wegen eines akuten Augenproblems einen Kassenarzt aufsuchen wollte, ihr dies aber nicht ermöglicht wurde. Sie habe bei zehn Augenärzten ihr Glück versucht, erzählte sie gegenüber unzensuriert, doch keiner hatte in den nächsten Tagen oder Wochen einen Termin frei. Bei einer Ordination wurde ihr empfohlen, sich an die Augen-Ambulanz der Klinik Wien-Landstraße des Wiener Gesundheitsverbundes zu wenden, was sie dann auch getan hat.
Arzt gab telefonische Ferndiagnose
Die junge Dame erklärte einer Frau an der Information, welches Leiden sie habe. Daraufhin rief die Mitarbeiterin der Klinik einen Arzt an und schilderte diesem die Symptome der Patientin. Das genügte dem Doktor, um telefonisch eine Ferndiagnose abzugeben – und diese überbrachte dann die Informations-Mitarbeiterin der Patientin. Es wurden Tropfen verschrieben und gesagt, „falls es in einer Woche nicht besser wird, bitte wieder kommen“. Der Gang zum Arzt wurde der jungen Dame aber verweigert, weshalb sie die Klinik mit demselben mulmigen Gefühl verlassen musste, mit dem sie hilfesuchend ins Spital gekommen war.