Ai Weiwei ist der bekannteste chinesische Künstler, auch weil er in das Kunstverständnis der “woken” Schickeria im Westen passt.
Regierungskritiker und Dissident
Und auch, weil er sich in China regierungskritisch geäußert hatte, wofür er verhaftet und bis 2015 mit einem Reiseverbot bestraft wurde. Danach lebte er vier Jahre in Berlin, wo er Gastprofessor an der Universität der Künste war und ein Studio am Prenzlauer Berg betrieb.
Danach ging er nach Großbritannien, weil er, wie der Merkur schrieb, „mit der Mentalität der Deutschen nicht warm wurde“.
Schimpftiraden auf Deutschland
Seinem deutschen Gastland zeigte er dabei nicht die geringste Dankbarkeit oder Zurückhaltung. Im Gegenteil, er schimpfte über Deutschland, wo er konnte.
2020 bezeichnete er Berlin als „die langweiligste, hässlichste Stadt“, die es gibt. Die Studenten hierzulande seien „faul, sie machen ihre Hausaufgaben nicht. Und das System ist höchst korrupt. (…) Das ist intellektuell unerträglich, deshalb bin ich da weg“.
Heiße Eisen
Am vergangenen Sonntag machte Ai Weiwei wieder von sich reden. Doch dieses Mal war es interessant.
Im britischen Fernsehen kommentierte er die Absage seiner Ausstellung in der Londoner Lisson Gallery im vergangenen November. Damals hatte er in einem inzwischen gelöschten “Tweet” auf der Plattform X den „erheblichen finanziellen, kulturellen und medialen Einfluss“ der „jüdischen Community“ kritisiert. Das reichte, um seine Ausstellung zu unterbinden.
Appell an die Freiheit
Der Chinese akzeptierte die Entscheidung, ließ aber durchblicken, dass er die Reaktion auf eine Aussage, die nicht dem Rahmen des Akzeptierten entspreche, für problematisch halte.
„Wenn wir keine einfachen Methoden benutzen können, um komplizierte Fragen zu formulieren, heißt das dann, dass jegliche Äußerung unnötig wird – oder dass die „unkorrekte“ Äußerung verschwinden muss?“ Er habe bisher nie nach der „korrekten“ Äußerung gesucht. Er könne leben, ohne jemals wieder eine Ausstellung zu machen und ohne Kunst als Ausdrucksform. Aber:
Ich kann nicht leben ohne Denk- und Redefreiheit, das wäre das Ende.
Westliche Gesellschaften sind eingeschüchtert
Am Sonntag setzte Ai Weiwei im TV-Sender Sky News noch eines drauf. Er verglich die Ausstellungs-Absage mit dem Terror der chinesischen “Kulturrevolution” unter Mao Tse-tung. Die westlichen Künstler seien korrumpiert und ihre Gesellschaften derart eingeschüchtert, dass sie allen Fragen und Debatten aus dem Weg gehen, sagte der seit Jahren im europäischen Exil lebende Ai Weiwei.
Heutzutage könne man nicht mehr über die Wahrheit sprechen. Und weiter:
Ich bin in China unter starker politischer Zensur aufgewachsen. Mir wird jetzt klar, dass man im Westen heute genau dasselbe tut.