Österreichs Bildungsniveau bei 15-jährigen Schülern hinkt dem internationalen Spitzenfeld weit hinterher. Das ist das Ergebnis der gestern, Dienstag, veröffentlichten Pisa-Studie 2022. In allen getesteten Kategorien (Lesen, Mathematik, Naturwissenschaft) waren die Leistungen unserer Schüler im Vergleich zu 2018 rückläufig. Bildungsminister Martin Polaschek bezeichnet das schlechte Ergebnis hingegen als „insgesamt durchaus erfreulich“.
Lesekompetenz schwach
Statt anzusprechen, warum Österreich bildungsmäßig nicht mit Ländern wie Singapur, der Schweiz oder auch Estland mithalten kann, kündigte Polaschek in einer Pressekonferenz an, den eingeschlagenen Weg weiter verfolgen zu wollen. Einen Weg, auf dem ein immer größer werdender Anteil der Schüler weit unterdurchschnittliche Leistungen zeigt. Beim Lesen landete Österreich zum Beispiel nur auf Rang 21, knapp über dem OECD-Durchschnitt. Etwas besser im internationalen Vergleich sind die Mathematik-Kenntnisse. In dieser Kategorie liegt Österreich gleich auf mit Australien und Tschechien auf Rang 16.
Schon jeder Vierte hat “Migrationshintergrund“
Eine der Hauptursachen für die Bildungsmisere lässt sich aus der Studie herauslesen. Stammten 2012 noch 16 Prozent der Schüler aus Einwandererfamilien, war deren Anteil 2022 bereits auf 27 Prozent hinaufgeschnellt. Jeder zehnte Schüler war nicht in Österreich geboren. Und deren schulische Leistung zieht offensichtlich das gesamte Bildungsniveau hinunter. Denn während einheimische Schüler zum Beispiel in Mathematik im Schnitt auf 500 Punkte kamen, kamen ausländische Schüler der ersten Generation nur auf 439 und Schüler der zweiten Generation auf 451 Punkte. Beim Lesen betrug der Unterschied zwischen Migranten und Einheimischen 65 Punkte.
Bildungsferne Parallelgesellschaft
Der Direktor einer Wiener Brennpunktschule sprach Dienstagabend in der Zeit im Bild 2 des ORF Klartext. Er bezeichnete das mangelnde Interesse der Eltern von Einwanderer-Kindern an deren Lernerfolg als zentrales Problem. „Ich denke, es geht um Einstellung. Es geht darum, bereit zu sein, vielleicht jetzt zu Hause auf den türkischen Film zu verzichten und Bücher sowie Zeitungen auf Deutsch zu lesen und das eben gemeinsam zu tun“, so der Pädagoge. Die Eltern müssten das auch von ihren Kindern einfordern.
Die Realität sieht allerdings anders aus. 75 Prozent der Schüler mit “Migrationshintergrund” gaben im Rahmen der Studie an, zu Hause in der Regel eine andere Sprache als Deutsch zu sprechen.