Es dauerte lange Tage, bis sich Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) doch noch dazu aufraffte, in Israel gestrandete Landsleute aus dem Kriegsgebiet ausfliegen zu lassen. Donnerstag und Freitag soll es dann mit jeweils vier Flügen so weit sein, verlautbarte das Auswärtige Amt gestern, Dienstag, am Abend.
Deutsche zuletzt
Es bedurfte erst gehörigen Drucks der Öffentlichkeit, bis sich die Bundesregierung dazu bereit erklärte, deutsche Staatsbürger aus Israel auszufliegen. Oder besser: Während zahlreiche andere Staaten schon längst eine Luftbrücke mit Militärmaschinen organisiert hatten, musste man sich erst mit der Lufthansa einigen, Maschinen bereitzustellen. Zuvor beschränkte sich das Außenministerium lediglich auf zynische Ratschläge.
Von Baerbock im Stich gelassen
Statt raschest Hilfe zu leisten und alle Hebel in Bewegung zu setzen, traf man sich Montag und Dienstag lieber gut gelaunt mit französischen Amtskollegen in Hamburg. Und das Auswärtige Amt beschränkte sich lange Zeit auf hohle Phrasen und nutzlose Ratschläge wie diese, die jeder Betroffene als Verhöhnung empfinden musste:
Bitte informieren Sie sich direkt bei einem Reiseveranstalter und/oder einer Fluggesellschaft über Ausreisemöglichkeiten. Prüfen Sie dabei bitte auch Flugverbindungen in andere Länder, um von dort dann weiter nach Deutschland zu fliegen. Nutzen Sie auch weniger bekannte Fluglinien, wie beispielsweise TUS-Airways, die Direktflüge nach Düsseldorf anbieten, aber auch Arkia oder Israir.
Island flog deutsche Kinder aus
Nur zu dumm, dass diese Idee schon zuvor tausende andere aus Israel Flüchtende hatten und alle Flüge restlos ausgebucht waren. Auch eine Flucht mit dem Bus nach Jordanien oder mit Fähren über das Mittelmeer wurde angeregt.
So blieb es zum Beispiel Island vorbehalten, eine deutsche Schülergruppe aus dem Gefahrengebiet auszufliegen. Eine zeitnahe Rettungsaktion, zu der eine Frau Baerbock nicht willens und fähig war.
Luftbrücke für Afghanen
Dass es auch anders geht, hat die Bundesregierung in Afghanistan bewiesen. Von dort wurden sogenannte „Ortskräfte“, Afghanen, die angeblich für die deutsche Regierung und andere Institutionen gearbeitet haben, schnellstens ausgeflogen. Von Ratschlägen, dass sie doch bitte mit dem Bus nach Pakistan fahren sollen und dort einen Linienflug buchen, war nichts zu hören. Derartiges muten Baerbock und Co. nur den eigenen Staatsbürgern zu. Denn für die hat man jetzt keine Militärmaschinen übrig gehabt.