Bald ist es so weit. Der mit Spannung und auch Ratlosigkeit erwartete Parteitag der einst mächtigen SPÖ wird am Samstag in Linz über die Bühne gehen.
Zum Scheitern verurteilte Mitgliederbefragung
Im Vorfeld ist alles schiefgegangen, was nur schiefgehen konnte. Die durch und durch demokratische Entscheidungsfindung für einen neuen Vorsitzenden war mangels klarer und durchdachter Spielregeln schon am Start gescheitert. Mehr noch: Die SPÖ machte sich selbst zur Lachnummer, nachdem die Kronen Zeitung erfolgreich die Giraffe aus dem Tiergarten Schönbrunn als neuen Kandidaten nominiert hatte.
Drei ramponierte „Sieger“
Schließlich bestimmte die Parteispitze – jetzt ohne jegliche Transparenz und ganz undemokratisch – drei Kandidaten, zwischen denen sich die roten Parteimitglieder entscheiden konnten. Aus der Mitgliederbefragung ging zwar ein Sieger hervor, aber eigentlich drei angeschlagene Rote: Landeshauptmann Hans Peter Doskozil aus dem Burgenland landete nur mit knappem Vorsprung auf Platz eins, der Linksaußen-Kandidat aus Niederösterreich kam auf Platz zwei. und die amtierende Parteichefin Pamela Rendi-Wagner wurde nur Dritte, bekam aber ebenfalls mehr als 30 Prozent der Stimmen. Ein Desaster für alle drei.
Ohrfeige für Rote in Wien
Nicht nur für sie, sondern vor allem auch für die einst tonangebende Wiener SPÖ. Denn das schlechte Abschneiden ihrer Kandidatin offenbart die tönernen Füße, auf denen der rote Elefant in Wien steht.
Heute, Mittwoch, erklärte wohl deshalb der aus der Wiener SPÖ stammende Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch seinen Rückzug.
Peinliche Leistungs-Rückschau
Er bedankte sich bei allen, die die Parteichefin und ihn in den letzten Jahren unterstützt hätten. Wie bei der Mitgliederbefragung, an der immerhin 72,4 Prozent der Parteimitglieder teilgenommen haben, zu sehen war, dürften das nicht viele gewesen sein.
Geradezu traurig ist es, dass Deutsch als positiv erwähnt, dass die SPÖ mit Rendi-Wagner an der Spitze in bundesweiten Umfragen zwischenzeitlich „stabil“ auf Platz eins gelegen sei, oft sogar bei mehr als 30 Prozent. Heute liegt die SPÖ in Umfragen bei knapp 25 Prozent.
Rote Werte im Jahr 2023
Sein Mentor in Wien, Bürgermeister Michael Ludwig, zeigte sich wenig überrascht: Deutschs Rückzug sei absehbar gewesen. Es spreche für ihn, dem neuen Vorsitzenden die Möglichkeit zu geben, seine eigene Mannschaft einschließlich des Geschäftsführers zu bestimmen.
Zum Abschied hielt Deutsch noch fest, dass die SPÖ „unschlagbar“ sei, wenn sie gemeinsam für ihre Werte eintrete. Doch was sind diese gemeinsamen Werte? Jene, die die SPÖ per heutiger Pressemitteilung den Österreichern kundtat?
Der Regenbogen-Monat Juni steht auch 2023 ganz im Zeichen des Kampfes für die Menschenrechte der LGBTIQ-Community.
Na, dann kann ja am Samstag beim Sonderparteitag nichts mehr schiefgehen. Abgerechnet über die „gemeinsamen Werte“ wird dann am Wahltag.