Oskar Lafontaine ist nach langjähriger Mitgliedschaft aus der Linkspartei ausgetreten. Mit ihm verliert die Linke genau den Mann, der einst ihren Aufstieg ermöglichte.

17. März 2022 / 17:34 Uhr

Linkes Urgestein Lafontaine tritt aus Linkspartei aus

Die Mainstream-Medien in Deutschland überschlagen sich in ihren Meldungen: “Oskar Lafontaine tritt aus der Linkspartei aus”, titelte beispielsweise die FAZ. Und auch zahlreiche andere Zeitungen und Netz-Seiten griffen das Thema auf. Kein Wunder, verdankt die Linkspartei ihren Aufstieg nach dem Zusammenbruch der DDR doch in erster Linie Lafontaines Übertritt von der SPD zur SED-Nachfolgerin.
Linke biedern sich bei Grünen an
Nun hat der frühere Vorsitzende der Linkspartei seinen Austritt aus ebendieser erklärt. Er warf seinen früheren Parteigenossen vor, im Saarland “ein Betrugssystem installiert” zu haben, “bei dem auf der Grundlage manipulierter Mitgliederlisten Bundestags- und Landtagsmandate vergeben werden”.
Der Mann, der früher zudem SPD-Chef war, warf der Linken des Weiteren vor, sich mehr und mehr dem Milieu der Grünen anzubiedern. “In der Folge wandten sich viele Arbeitnehmer und Rentner ab, gingen zurück zur SPD, wurden Nichtwähler oder stimmten aus Protest für die AfD oder sonstige Parteien.” Normal- und Geringverdiener würden von der Partei nicht mehr vertreten.
Linke wollten Aufrüstung zustimmen
Lafontaine bemängelte zudem, die aktuelle Fraktions- und Parteiführung versuche, “die friedenspolitischen Grundsätze der Linken” zu unterlaufen. Hintergrund waren Überlegungen der Linken-Spitze, dem Aufrüstungsprogramm der Bundeswehr zuzustimmen. “Sie konnten sich damit zum Glück nicht durchsetzen.” Außerdem sei versucht worden, ihn wegen seiner kritischen Haltung aus der Partei auszuschließen.
Damit ist er mit seiner Kritik aber noch lange nicht am Ende: “Einer Partei, in der die Interessen der Arbeitnehmer und Rentner und eine auf Völkerrecht und Frieden orientierte Außenpolitik nicht mehr im Mittelpunkt stehen und die zudem das im Saarland etablierte Betrugssystem unterstützt, will ich nicht mehr angehören”, verkündete er.
Die Wagenknecht-Lafontaine-Front
Der Noch-Fraktionsvorsitzende der Linken im Saarland gilt als enger politischer Verbündeter seiner Ehefrau Sahra Wagenknecht. Beide warfen der Partei in den vergangenen Jahren immer wieder vor, sie diene sich zu sehr an ein liberales Großstadtmilieu an und vernachlässige Arbeiter und Rentner. Wagenknecht hatte dazu ein Buch mit dem Titel “Die Selbstgerechten” veröffentlicht, in dem es unter anderem heißt: “Die Identitätspolitik läuft darauf hinaus, das Augenmerk auf immer kleinere und immer skurrilere Minderheiten zu lenken, die ihre Identität jeweils in irgendeiner Marotte finden, durch die sie sich von der Mehrheitsgesellschaft unterscheiden und aus der sie den Anspruch ableiten, ein Opfer zu sein.”
Kritiker von Wagenknecht hatten daraufhin ein Parteiausschlussverfahren gegen die frühere Fraktionsvorsitzende im Bundestag eingeleitet. Das Landesschiedsgericht Nordrhein-Westfalen lehnte einen Ausschluss im Juni 2021 jedoch ab.

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