Vertreter der Republik Österreich trauten sich nicht einmal, sich öffentlich für die Lieferung der Schutzmasken bei Taiwan zu bedanken. Genommen wurden sie gerne.

4. Mai 2020 / 17:00 Uhr

“Maskendiplomatie”: Chinesisch-Taiwanesische Rivalität in Österreich

Zunächst gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Parole aus, dass die verwendeten Schutzmasken keinen Schutz gegen das Coronavirus bieten. Das sorgte für Unsicherheit. Anfang April änderte die WHO plötzlich ihre Ansicht, wodurch ein regelrechter Ansturm auf die Masken ausgelöst wurde. Bereits Ende Februar 2020 hatten Frankreich und Deutschland laut eines Artikels in der britischen Tageszeitung The Guardian Schutzmasken zu einem strategischen Wirtschaftsgut erklärt. Aus diesem Grund hielten diese beiden Länder Masken, die von Italien in Indien, in der Türkei und in Vietnam bestellt worden waren, zurück. Auch Deutschland verhinderte mehrere Tage die Lieferung von Schutzmasken für medizinisches Personal nach Österreich und in die Schweiz.

“Solidarität” nur hohle Phrase

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen entschuldigte sich bei Italien sogar „von Herzen“ für die Art und Weise, wie die EU das Land behandelt hatte. Diese Entschuldigung konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in einer Krise jedem Staat das Hemd näher als der Rock ist und daher das Geplauder von „europäischer Solidarität“ kaum mehr als eine hohle Phrase ist. Den europäischen Schlamassel machte sich China zunutze und schenkte Italien kurzerhand 200.000 Masken, woraufhin Frankreich und Deutschland ebenfalls unentgeltlich Masken nach Italien sandten.

China und Taiwan sind die größten Produzenten von Schutzmasken weltweit  

Das diplomatische EU-Fiasko zeitigte dann auch wirtschaftliche Vorteile für China. Der Bedarf nach Masken stieg derartig, dass laut dem besagten Artikel im Guardian chinesische Diplomaten zu Handelsemissären für chinesische Schutzmasken umfunktioniert wurden. Doch gleichzeitig mit China nutzte auch dessen Widersacher Taiwan die Situation diplomatisch aus. Bekanntlich betrachtet sich Taiwan als unabhängiger Staat. Von China und unter anderem auch von Österreich wird das Land jedoch als Teil des chinesischen Staatsgebietes angesehen. Beide Länder sind die weltweit größten Schutzmaskenproduzenten mit einer Produktion von täglich 116 Millionen Masken in China und 19 Millionen in Taiwan.

Wettlauf um Masken aus China und Taiwan

Gleichzeitig begann in Europa ein Wettlauf um Masken aus China. Ein Beispiel dafür: die irische Airline Aer Lingus etablierte eine neue Flugroute nach China, nachdem die irische Regierung urgierte und Aer Lingus ersuchte, Schutzmasken aus China abzuholen. Dies geschah innerhalb einer Woche. Eine solche Genehmigung hätte früher Monate gedauert. Die polnische Luftfahrtgesellschaft LOT nahm ihrerseits am 22.April 2020 erstmals den Flugverkehr mit  Taiwan auf, wobei die chinesischen Behörden offenbar den polnischen Flugzeugen den Überflug über chinesisches Territorium verweigerten.

Viele der chinesischen Masken sind unbrauchbar

Viele der von China in alle Welt exportierten Masken stellten sich allerdings als unbrauchbar heraus. So auch in Österreich. Daraufhin verstärkte die kommunistischen Partei Chinas die Kontrolle über die Maskenproduktion. Es soll im Zuge dessen sogar zu Verstaatlichungen von Fabriken des US-Unternehmens 3M gekommen sein.

Auseinandersetzung zwischen China und den USA begünstigt Taiwan

Im Windschatten der sich aufschaukelnden Auseinandersetzung zwischen China und den USA während der Coronavirus-Krise, begann Taiwan auf eine eigene Maskendiplomatie gegenüber Europa zu setzen. So kündigte die taiwanesische Präsidentin Tsai Ing-Wen am 1. April 2020 an, weltweit 10 Millionen Schutzmasken verschenken zu wollen. Mittlerweile sollen es schon 20 Millionen sein. 7 Millionen davon wurden an europäische Staaten, beziehungsweise an die Europäische Kommission verteilt. So ergingen jeweils rund eine Million taiwanesischer Masken an Frankreich und das Vereinigte Königreich. Circa 280.000 an den Heiligen Stuhl und um die 1,3 Millionen Masken teilten sich Dänemark, Estland, Lettland, Litauen, Schweden, die Slowakei, Slowenien und Österreich.

Taiwanesische Maskendiplomatie in Österreich

So war es die taiwanesische Botschafterin Vanessa Shih, die am 21. April 2020 in Graz 150.000 OP-Masken an das Land Steiermark übergab. Das Geschenk aus Taiwan wurde von der ÖVP-Landesrätin und ehemaligen ÖVP-Familienministerin Juliane Bogner-Strauß übernommen. Die Übergabe der Masken unterstreiche die guten Beziehungen zwischen der Steiermark und Taiwan, hieß es in der Aussendung des Landes Steiermark vom 21. April 2020.

China verhindert Beobachterstatus Taiwans in WHO

Präsidentin Tsai Ing-wen ist es jedenfalls gelungen, das internationale Profil Taiwans im Zuge der Corona-Krise zu steigern. Sie tut dies in der Hoffnung, ihrem Land einen Beobachterstatus in der WHO zu sichern. Taiwan kann ja, wie man sieht, einen wichtigen Beitrag zur Weltgesundheit leisten. China, das Taiwan als Teil seines eigenen Territoriums betrachtet, verhindert jedoch, dass der Insel ein Beobachterstatus oder gar eine Mitgliedschaft in der Organisation zugestanden wird. So verlor das demokratische Land 2017 diesen Status auf Druck der kommunistischen Volksrepublik China. Die USA lancierten hierzu am 1. Mai 2020 eine Kampagne zugunsten Taiwans in der WHO. Vertreter der Republik Österreich trauten sich hingegen nicht einmal, sich öffentlich für die Lieferung der Schutzmasken bei Taiwan zu bedanken. Genommen wurden sie gerne.

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