Die Vereinigten Staaten von Amerika spendeten der Mihai Eminescu Stiftung, die Architektur in Siebenbürgen bewahrt, eine Rekordsumme von 500.000 US-Dollar. Für die deutsche Kirchenburg in Almen ist dies ein bitter nötiger Glücksfall.
Die Kirchenburgen sind UNESCO-Weltkulturerbe
Die Siebenbürger Sachsen blicken auf eine lange Geschichte zurück. Im 12. Jahrhundert sind sie von Deutschland aus in das damals zu Ungarn gehörende Siebenbürgen ausgewandert. Sie sind dem Ruf des ungarischen Königs gefolgt, der sein Land wieder mit Menschen bevölkern musste, nachdem in den blutigen Mongolenstürmen weite Teile entvölkert worden waren. Die nächsten 800 Jahre waren voller Höhen und Tiefen für die Siebenbürger Sachsen. Lange waren sie an der Grenze zwischen osmanischem Reich und christlichem Europa. Und so bauten sie ihre Kirchen zu Burgen aus. Diese Kirchenburgen sind von solch großer kultureller Bedeutung, dass sie zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen.
Die meisten bröckeln vor sich hin
Doch die Geschichte nahm ein trauriges Ende. Von den etwa 300.000 Siebenbürger Sachsen kurz vor dem ersten Weltkrieg wurden nach der Zerschlagung Großungarns die meisten im Laufe der Jahrzehnte ermordet oder vertrieben. Der Rest ergriff die Möglichkeit nach der Wende 1990 und verließ einen rumänischen Staat, der vom kommunistischen Diktator Nicolae Ceausecsu in den völligen Ruin getrieben worden war. Heute leben nur noch etwa 15.000 Siebenbürger Sachsen in Rumänien. Und wie die deutsche Minderheit nur noch ein Schatten glorreicher Zeiten ist, so sind auch die Kirchenburgen über die Jahrzehnte verfallen. Die wenigen, die den Status „Welterbe“ genießen, werden Dank der UNESCO gepflegt gehalten. Die meisten bröckeln jedoch vor sich hin.
Siebenbürgen hätte ein riesiges Potential
So ist es ein großer Glücksfall, dass der amerikanische Botschafter Hans Klemm, der selbst deutschstämmig ist, der Mihai Eminescu Stiftung (benannt nach dem berühmtesten rumänischen Dichter) im Namen der Vereinigten Staaten einen Check von 500.000 US-Dollar überreichte. Die Vereinigten Staaten mögen damit strategische Interessen verfolgen, Rumänien ist ihr treuer Verbündeter, für das deutsche Kulturgut ist es jedoch ein Segen. Wie die Siebenbürgische Zeitung berichtet, wird aus der Summe eine dem Einsturz nahe Kirchenburg in Almen komplett wiederhergerichtet. Siebenbürgen ist ein Hort an alter Kultur und Architektur.
Die ehemals deutschen Städte wie Herrmannstadt oder Mediasch, aber auch das ungarische Erbe, würden für Rumänien nicht zuletzt eine touristische Einnahmequelle bieten, die weitgehend ungenutzt ist. Der rumänische Staat macht jedoch momentan lieber Schlagzeilen damit, dass er in Siebenbürgen einen der letzten Urwälder Europas abholzt.
Innere Konflikte behindern den Fortschritt
Rumänien ist momentan zu sehr in innere Konflikte verworren, um Siebenbürgen richtig zu fördern. Das Gebiet, das den Anschluss an den Westen sucht, unterscheidet sich historisch und kulturell sehr vom restlichen Rumänien. Nicht zuletzt die 1,2 Millionen Ungarn, die auch nach 100 Jahren nicht willig sind, sich zu integrieren, stellen eine ungelöste Frage dar. Durch die Verleihung der doppelten Staatsbürgerschaft durch die Orbán-Regierung hat sich die ungarische Minderheit in den letzten Jahren deutlich vom rumänischen Staat entfremdet.
Die rumänischen Nationalisten reagieren ihrerseits mit Hass und richten Verwüstung auf ungarischen Friedhöfen und Denkmälern an. Der rumänische Präsident Klaus Johannis, selbst Siebenbürger Sachse, kann wenig ausrichten, da er gefühlt ganz Bukarest gegen sich hat. So müssen die Kirchenburgen, die wirklich nichts für die Konflikte können, weiterhin auf Spenden aus dem Ausland hoffen.