Die durch die Krise gedämpfte Nachfrage nach Energieträgern hat sich auf den Bedarf an Erdgas mindernd ausgewirkt. Experten gehen davon aus, dass Europa bis 2020 keine zusätzlichen Pipelines benötigen wird, um seine Energieversorgung gewährleisten zu können, dennoch werden die Projekte weiter verfolgt.
Die Nabucco-Pipeline ist eines der Lieblingsprojekte der US-Regierung. Unter Umgehung Russlands könnte dieses Leitungssystem Erdgas nach Zentraleuropa befördern. Selbstbewusste Europäer sollten in dem Mammut-Projekt ein Trojanisches Pferd erkennen: Die Pipeline würde sich zu wesentlichen Teilen auf türkischem Staatsgebiet befinden. Der einstmals säkulare Staat besäße ein gewaltiges Druckmittel gegenüber dem westlichen Abendland, und Europa müsste fortan für stabile Verhältnisse in der Türkei sorgen.
Das käme den Vereinigten Staaten in ihrem Kampf gegen den Islamismus sehr gelegen. In Washington macht man sich seit längerem Sorgen über den schwindenden Einfluss des in der Tradition Kemal Atatürks stehenden Militärs. Eine engere Bindung der Osmanen an Europa bedeutet nur in zweiter Linie Völkerverständigung. In erster Linie würde unser Kontinent zum geopolitischen Vasallen der USA im Nahen und Mittleren Osten. Zudem würde das Projekt eine weitere Annäherung und Verständigung mit Russland erschweren und sich wohl als Trojanisches Pferd, nämlich als die Eintrittskarte der Türkei in die EU erweisen.
Die gegenwärtige Krise gibt uns und unseren Politikern die Möglichkeit, auch dieses Vorhaben noch einmal zu überdenken. Es ist an der Zeit, endlich unseren eigenen Interessen entsprechend zu handeln und eines festzuhalten: Für die asiatische Türkei ist kein Platz im Abendland!
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