Gestern schrieben wir im Tagebuch über die Expertenschwemme. Jeder Fernsehsender, jede Zeitung bereichert die WM-Berichterstattung durch Wortspenden ehemaliger Fußballer. Auch die Junge Freiheit wollte da mitziehen und führte ein Interview mit Horst Eckel (Bild rechts) aus der deutschen Weltmeistermannschaft von 1954 (Wunder von Bern). Doch dann schlug die Zensur des Deutschen Fußballbunds zu.
Der DFB will den Abdruck des Interviews unbedingt verhindern. Dafür ausschlaggebend ist offenbar nicht dessen Inhalt und auch nicht – zumindest nicht direkt – die politische Ausrichtung der JF rechts der Mitte, deren lautstarke Bekämpfung durch Gutmenschen sonst manche Interviewpartner abschreckt. Nein, es ist der Umstand, dass in dieser Zeitung schon einmal Kritik geübt wurde an DFB-Präsident Theo Zwanziger (Bild links), wie der verantwortliche JF-Redakteur am Telefon mithören konnte. Diese Kritik jedoch bezog sich auf den Umstand, dass sich Zwanziger immer stärker vor den Karren des "Kampfes gegen Rechts" spannen lässt und den Fußball dadurch politisiert.
Nach stundenlangem Hin und Her war Horst Eckel mürbe gemacht und der Abdruck des Interviews somit verboten. Die Junge Freiheit entschloss sich dazu, die Chronologie dieses Medienskandals zu veröffentlichen, ebenso ein Interview mit Redakteur Moritz Schwarz zu den unglaublichen Vorgängen.
Der Deutsche Fußballbund orientiert sich offenbar an seinem nordkoreanischen Bruder und duldet daher keine Kritik, schon gar nicht, wenn sie gegen die intern festgelegte politische Positionierung des Verbands gerichtet ist. Vergleichsweise dürfte dann die CDU all ihren Politikern Interviews mit einer bestimmten Zeitung verbieten, wenn die einmal Kritik an Angela Merkel geübt hat.
Mit seiner seltsamen Medienpolitik hat der DFB natürlich auch Horst Eckel um den Abdruck seines Interviews und die JF-Leser um den Genuss von dessen Lektüre gebracht. Daher richtet die Zeitung einen Aufruf an ihre Leser:
Fordern Sie den Text des Interviews an bei: Thomas Hackbarth, Direktion Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit des DFB, Otto-Fleck-Schneise 6, 60528 Frankfurt / Main Tel.: +49 / 69 / 6788-337, E-Post: thomas.hackbarth@dfb.de
Und wir ergänzen: Folgen Sie diesem Aufruf ruhig auch dann, wenn Sie sich für Fußball insgesamt oder für dieses Interview im Speziellen gar nicht interessieren. Denn Zensur muss an allen Fronten bekämpft werden.
Fotos: Florian K / Manuel Heinrich Emha