Gebannt hatten die politischen Entscheidungsträger Europas am Sonntagabend des Wahlausganges am Peloponnes geharrt. Da nach der Wahl am 6. Mai keine Regierung zustande kam, wurden die Griechen ein weiteres Mal zu den Urnen gerufen. Mit deutlichen Worten, vor allem aus Deutschland, wurde ihnen im Vorfeld klar gemacht, dass das Konzept des linksradikalen Führers Alexis Tsipras des Wahlbündnisses Syriza nicht aufgehen werde. Dieser hatte angekündigt, das Abkommen mit der EU aufzukündigen, aber trotzdem den Euro als Währung behalten zu wollen. Und lange sah es so aus, als würden die Griechen ihm auf diesem Weg folgen.
Erst die klare Botschaft, dass die Nichteinhaltung des Abkommens den gleichzeitigen Verlust des Euros und eine Einstellung der Hilfszahlungen nach sich ziehen würde, scheint in der Bevölkerung den entscheidenden Sinneswandel zur Folge gehabt zu haben. Zwar konnte die Syriza mit 26,9 Prozent mehr Stimmen auf sich vereinen als je zuvor, allerdings verfehlte sie den ersten Platz knapp. Als stimmenstärkste Partei konnte sich die konservative Nea Dimokratia mit 29,6 Prozent behaupten.
Finanzmärkte nahmen das Wahlergebnis vorweg
Bemerkenswerter Weise verzeichneten weltweit die Finanzmärkte bereits am Freitag signifikante Kursgewinne, was die Vermutung nahelegt, dass institutionelle Investoren schon im Vorfeld über verlässliche Informationen zum Wahlausgang am Sonntag verfügt haben müssen. Ein Wahlsieg der linksradikalen Syriza, gleichbedeutend mit dem unmittelbaren Bankrott Griechenlands, hätte zweifellos ein Beben auf den Finanzmärkten verursacht.
Schrecken ohne Ende
Hätte ein Wahlsieg der Syriza-Partei voraussichtlich ein Ende mit Schrecken bedeutet – sowohl für Griechenland, als auch für die EU und private Investoren – scheint mit dem Wahlausgang die griechische Finanztragödie mit nicht absehbaren Unterstützungszahlungen und unklarem Ausgang prolongiert.
Wenngleich die konservative Nea Dimokratia als stimmenstärkste Partei hervorgegangen ist und diesmal mit der drittplatzierten PASOK eine Koalition bilden könnte, ist damit noch kein Problem Griechenlands gelöst. Sollten sich die beiden Parteien diese Woche auf eine Koalitionsregierung einigen, werden wohl weitere Milliarden Euro in das bankrotte Land gepumpt. Nach Informationen der Bild-Zeitung ist geplant, eine Delegation aus Experten der EU, der EZB und des IWF nach Griechenland zu entsenden, um eine Bestandsaufnahme zum Fortschritt der bisherigen Wirtschaftsreformen und Sparvorhaben zu erheben bzw. festzustellen, wie weit das Land damit bereits in Verzug geraten ist. Jedenfalls hatte sich Antonis Samaras, Parteichef der Nea Dimokratia, noch am Sonntag zwar prinzipiell zum vereinbarten Sparkurs bekannt, kündigte aber gleichzeitig an, einige Punkte nachverhandeln zu wollen.