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Die türkische Zeitung “Hürriyet” berichtet begeistert über den Vorschlag des US-Wissenschafters.

12. Juli 2015 / 16:58 Uhr

US-Universitätsprofessor will Griechenland an Türkei anschließen

Tom Ginsburg ist Professor für Internationales Recht und Politikwissenschaft an der Universität Chicago sowie Mitglied in der Amerikanischen Akademie der Künste und Wissenschaften. Mittels Appells in der Huffington Post diese Woche erfüllte er das Klischee vom ahnungslosen Cowboy, der als selbsternannter Weltpolizist für globales Leid sorgt, zu 100 Prozent. Und man fragt sich unweigerlich: Wenn in den USA schon die Universitätsprofessoren dermaßen unbedarft sind, wie sehr dann erst die anderen?

A Novel Solution for the Greek Debt Crisis: Join Turkey“ („Eine neuartige Lösung der griechischen Schuldenkrise: Schließt euch der Türkei an“) – so lautet die Überschrift von Ginsburgs Appell an Athen. War der Vorschlag von Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl im Februar 2012, die Griechen sollen einige Inseln an die Türkei verkaufen, noch die Lachnummer eines kleinen Berufskapitalisten, der auch seine Großmutter verhökern würde, so hat Ginsburg als renommiertes Mitglied der US-„Geistes“elite wesentlich mehr Gewicht.

Wenn die Türkei Yunanistan schluckt, wäre das ein „Friedensprojekt“. 

Und er versucht sich nicht als Satiriker, wie man meinen könnte. Den
Humbug begründet er mit Nonsens: Griechenland habe erst 1821 die Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich erlangt (war 1830, aber macht nichts, auf das kommt es auch nicht mehr an) und seitdem hätten vier Kriege zwischen den beiden Staaten stattgefunden. Wenn die Türkei also Yunanistan (der türkische Name für Griechenland) wieder schluckt, wäre das ein „Friedensprojekt“.

Die Griechen würden damit die Türkische Lira, eine stabile Währung in einer starken Wirtschaft, übernehmen. Die Stabilität der Lira ist freilich relativ, die Stärke der türkischen Wirtschaft eine reine Propaganda-Behauptung Erdogans. Eine Zahl dazu: Obwohl die Türkei siebenmal mehr Einwohner hat als Griechenland, war ihr Bruttoinlandsprodukt 2014 nur dreimal höher als das des Nachbarn, der schon damals am Boden lag. 

Während Ankara von Anfang an alles Wirtschaftspolitische bestimmt, sollte Athen anfangs noch bei sozialen Entscheidungen autonom sein. Die Türkei sei durch eine Zollunion und durch die Europäische Menschenrechtskonvention mit der EU verbunden, für die Hellenen würde sich somit also nichts ändern.

Zypernkonflikt gelöst – durch Zuschlag an Türkei

Dass in der Türkei die kurdische Minderheit mit Chemiewaffen behandelt und Angehörige christlicher Minderheitenreste auf offener Straße niedergemetzelt werden, gehört nicht zu Ginsburgs Grundwissen. Erdogan würde gezügelt, wenn er es bei Wahlen nicht mit elf Millionen verärgerten Christen zu tun bekommen will. Der Zypern-Konflikt wäre schlagartig gelöst (wahrscheinlich will er diesen Staat auch noch an die Türkei verfüttern) – ebenso wie jener, wer denn nun Baklava und Dolma erfunden habe. 

Diese joviale Genialität findet auch in der Türkei Interesse, die türkische Zeitung Hürriyet berichtet erfreut. Ginsburg schließt konsequent absurd: „Have no fear, Greece! The glorious past offers a way out of the current impasse.“ („Hab keine Furcht, Griechenland! Die glorreiche Vergangenheit
bietet einen Weg aus der gegenwärtigen Sackgasse.“) – Wie Ginsburg wohl auf den Vorschlag reagieren würde, Israel in Ägypten zu integrieren…?

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