Eine schwere innenpolitische Schlappe musste wieder einmal Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande einstecken. Sein populärer Wirtschaftsminister Emmanuel Macron kehrt der sozialistischen Regierung den Rücken und ist zurückgetreten. Der Reformer Macron, vormals Investmentbanker und Hollandes Berater hatte in den vergangenen beiden Jahren versucht, die französische Wirtschaftspolitik auf Innovationskurs zu bringen. Mit seinen Liberalisierungsschritten in einzelnen Wirtschaftssektoren war der parteilose Macron vor allem innerhalb von Hollandes sozialistischer Partei immer mehr ins Schussfeld geraten. Unter anderem stellte Macron die 35-Stundenwoche in Frage.
Dadurch zog er sich auch den Unmut von Ministerpräsident Manuel Valls und von Staatspräsident Hollande zu, die den Wirtschaftsminister wiederholt auf eine gemeinsame Politik einzuschwören versuchten. Der Abgang Marcons dürfte Hollandes Stellung in der französischen Innenpolitik jedenfalls weiter nachhaltig schwächen. Zuletzt sorgte etwa ein teures Friseur-Engagement für Aufsehen in der Öffentlichkeit.
Vorwärts-Bewegung von Macron gegründet
Nachdem Macron im April diesen Jahres die sogenannte Bewegung „En marche!“(Vorwärts) gegründet hatte, gehen Beobachter davon aus, dass er nächstes Jahr selbst in den Ring um die französische Präsidentschaft steigen wird. Tritt er tatsächlich an, dann könnte dies vor allem in der liberalen Mitte sowohl Hollande als auch dem ehemaligen konservativen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy entscheidende Wählerstimmen im ersten Wahlgang kosten.
Macrons Präsidentschaftskandidatur würde jedenfalls zum Wahlhelfer von Marine Le Pen vom Front National, die sich damit bereits im ersten Wahlgang gute Chancen ausrechnen kann, die Top-Favoritin zu sein.