Harald Schmidt hält die Relotius-Affäre für eine lediglich brancheninterne Diskussion. Den Rest der Bevölkerung interessiere das “null”, sagte der Ex-Entertainer und TV-Moderator gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er selbst habe noch nie etwas von Claas Relotius gelesen; er “brauche keine Elendsreportagen”.
Ende des Journalismus
Klassischer Journalismus sei, so Schmidt, für Leute gemacht, die entweder selbst Journalisten seien, oder die damit aufgewachsen sind, dass man montags den Spiegel kauft, donnerstags die Zeit und eine Tageszeitung abonniert hat. Die Generation nach ihm mache das nicht mehr. In seinem Umfeld lese niemand mehr Zeitung. Auch um den deutschen Roman stehe es schlecht, meint Schmidt. Er frage sich, woran das liegt. “Vielleicht, weil wir keine echte Eliteschicht haben wie Frankreich oder England.”
Arroganz der Medienmacher
Schmidt, der durch die “Harald Schmidt Show” bei Sat.1 und seine wöchentliche Kolumne für das Magazin Focus einem breiten Publikum bekannt ist, geht vor allem mit den Medienkonsumenten hart ins Gericht:
Wenn ich hier draußen jedem, der den Namen Robert Menasse kennt, 100 Euro gebe, komme ich mit Gewinn zurück. Sehen Sie sich doch Umfragen an, was die Leute interessiert. Die sind vollauf damit beschäftigt, sich Katzenohren aufzumontieren bei Instagram.
Als Medienmensch hält Schmidt erstaunlich wenig von Medienkonsumenten, also seinen Kunden. Ein Problem, das in Deutschland inzwischen die gesamte Branche durchzieht und Figuren wie Relotius und Menasse erst möglich macht.
Mittlerweile sind die Menschen jedoch kritisch geworden, was die früher üblichen Nachrichtenportale betrifft, und holen sich ihre Informationen nicht mehr bei ARD, ZDF und Spiegel, sondern bei alternativen Medien wie unzensuriert. Schmidts Aussage, dass sich viele Menschen nicht mehr für Politik interessieren, ist nur aus der Sicht des Mainstreams verständlich.