Beim einem Neujahrsempfang des Parlamentskreises Mittelstand der Union in Berlin waren sie beide anwesend: die im Rennen um die Merkel-Nachfolge siegreiche Annegret Kramp-Karrenbauer (“AKK”)und ihr unterlegener Gegner Friedrich Merz. Trotz gültigem Wahlergebnis ist das Ringen immer noch nicht beendet, denn nach wie vor gilt: Die Mannschaft will Merz, die Offiziere wollen Kramp-Karrenbauer.
Zusammentreffen aller drei Kandidaten
Beim Neujahrsempfang trafen nun alle drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz zusammen. Ein heißes Pflaster für Merkels Vertraute, denn die Wirtschaftsvereinigung der Union hatte sich im Kampf um den CDU-Vorsitz deutlich wie sonst keine Parteiorganisation auf die Seite des 63-jährigen Wirtschafters geschlagen. Kramp-Karrenbauers Rede wurde dann auch nur verhalten freundlich vom Publikum aufgenommen.
Ihre Rede leitete sie mit einer direkten Ansprache an ihre beiden unterlegenen Gegner ein: “Lieber Jens, lieber Friedrich, ich freue mich sehr, dass ich heute hier oben stehen darf. Ich sag das ganz offen.” Damit hat sie einmal mehr klargestellt, wer in Berlin das Sagen hat – und zwar gegenüber dem nach wie vor aktiven Merz und der Parteiorganisation selbst.
Profi mit klaren Botschaften
Und sie stellt auch gleich klar, dass sie dem Chef des Parlamentsmittelstands und ausgewiesenen Merkel-Kritiker und Merz-Anhänger, Christian von Stetten, nicht traut. Es spreche für den Gastgeber lediglich die “Klugheit eines klugen Unternehmers, schon mal gleich die Einladung vorsorglich so zu gestalten, dass man auf jeden Fall auf der Gewinnerseite ist”. Sie streckt also nicht die Hand zur Versöhnung aus, sondern bekennt ihren Zweifel an der Loyalität des CDU-Mittelstandschefs.
Um ihre Position zu stärken und wohl auch einen Keil zwischen von Stetten und die Mittelstands-Mitglieder zu treiben, schiebt Kramp-Karrenbauer einen Appell an die Geschlossenheit der Partei hinterher.
Keine Versöhnung mit Gegnern
Daheim im Saarland zog Kramp-Karrenbauer im Karneval als Putzfrau Gretel aus dem Landtag durch das Land, nun scheint sie ans Säubern der Partei von ihren Gegnern zu gehen. Ein politischer Vollprofi, der von Mutti Merkel gelernt hat, wie man Gegner schrittweise brüskiert und dann wohl eliminiert.