Joe Kaeser ist nicht irgendwer. Als medial präsenter Manager des millionenschweren Siemens-Technologiekonzerns haben seine öffentlichen Aussagen Gewicht. Und so äußerte er sich immer wieder im Sinne der Regierenden und des linken Zeitgeistes brav systemkonform.
Mutige Kleinaktionäre
Umso mutiger zeigen sich zwei Kleinaktionäre anlässlich der anstehenden Hauptversammlung des Siemenskonzerns. Sie haben laut Welt Gegenanträge zur Sitzung am 30. Januar eingereicht, in denen sie fordern, dass Joe Kaeser als Siemens-Chef von den Aktionären nicht entlastet wird.
Begründet wird der Antrag damit, dass sich Kaeser “in die politische Diskussion zu Zuwanderungsfragen eingemischt hat”. Und weiter heißt es: “Damit gefährdet der Vorstand das Vertrauensverhältnis zu seinen industriellen und privaten Partnern sowie gewählten politischen Repräsentanten und betreibt ohne Mandat der Aktionäre Parteipolitik auf dem Rücken des Unternehmens.” Die Kleinaktionäre kritisieren die “persönlich motivierten, politischen Verlautbarungen”, die “keinen Bezug zu irgendeiner Geschäftstätigkeit von Siemens” und keinen Nutzen “in irgendeiner Weise für Mitarbeiter und Aktionäre” hatten.
Kopftuch-Aussage auf den Kopf gestellt
Die beiden Kleinaktionäre reagieren damit auf den Schlagabtausch Kaesers mit der AfD-Fraktionschefin Alice Weidel. Sie hatte im Mai 2018 im Bundestag festgehalten, dass “Burkas, Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse unseren Wohlstand, das Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat nicht sichern werden.”
Darauf ließ der Siemens-Chef auf Twitter politisch korrekt verlauten:
Lieber ,Kopftuch-Mädel’ als ,Bund Deutscher Mädel’. Frau Weidel schadet mit ihrem Nationalismus dem Ansehen unseres Landes in der Welt. Da, wo die Haupt-Quelle des deutschen Wohlstands liegt.
Später stellte er klar, dass er mit seiner Kritik nicht die AfD-Partei insgesamt, sondern Äußerungen zu Rassismus und Intoleranz gemeint hätte – stellte also die gesamte heimatliebende Bevölkerung an den Pranger.
Anträge müssen behandelt werden
Sofern die Anträge nicht aus Formalgründen für unzulässig erklärt werden – was angesichts der meisterhaften Beherrschung und willfährigen Interpretation der Formalvorgaben durch die Systemvertreter nur allzu oft vorkommt -, dann müssen die Anträge und Sachverhalte bei der Siemens-Hauptversammlung diskutiert und abgestimmt werden. Die Aktionäre, also die Anteilseigner des Technologiekonzerns, werden folglich über das politische Engagement ihres Chefmanagers befinden – müssen.
Kaeser ohne Rückhalt
Kaeser ging in die Offensive und erklärte öffentlich, dass es auch die Aufgabe eines deutschen Konzernchefs sei, auf politische Fehlentwicklungen und Gefahren von Hetze und Populismus hinzuweisen. Doch er musste auch eingestehen, dass er bei seinen politischen Stellungnahmen keinen Rückhalt durch andere Konzernchefs bekommen habe. Das allein trübt schon den Himmel über den selbstgerechten Gutmenschen. Und jetzt kommt auch noch Widerstand von unten. Die Zeiten des linken Establishments waren auch schon einmal besser.