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Behinderte russische Sängerin ist Leidtragende ukrainischer Politik.

23. März 2017 / 19:32 Uhr

Weil sie auf der Krim auftrat: Ukraine verweigert behinderter russischer Sängerin Teilnahme am Song Contest

Julija Olegowna Samoilowa ist eine 28-jährige russische Sängerin, die aufgrund einer spinalen Muskelatrophie auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Die junge Frau, welche die Eröffnungszeremonie der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi gesanglich begleitet hatte, soll 2017 für Russland am Eurovision Song Contest teilnehmen.

2017 Ukraine Austragungsort

Dieser wird vom 9. bis 13. Mai 2017 in der ukrainischen Hauptstadt Kiew stattfinden, da 2016 die ukrainische Sängerin krimtatarischer Herkunft, Jamala, den Gesangswettbewerb gewonnen hatte.

Doch wie nun bekannt geworden ist, hat der ukrainische Geheimdienst SBU der russischen Künstlerin die Einreise in die Ukraine verboten, wodurch sie wohl nicht ihr Land bei diesem internationalen Musikwettbewerb von Komponisten und Songschreibern, der seit 1956 jährlich von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) im Rahmen der Eurovision veranstaltet wird, vertreten kann.

Ukraine erkennt Volksentscheid auf der Krim nicht an

Grund für das drei Jahre geltende Einreiseverbot ist ein Auftritt von Julija Samoilowa im Juni 2015 in der russischen Stadt Kertsch, die im russischen Föderationskreis Krim liegt.

Die Halbinsel Krim, die 1954 vom sowjetischen Parteichef Nikita Chruschtschow diktatorisch von der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik abgetrennt und der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik angegliedert worden ist, hat sich in einem Referendum 2014 für den Anschluss an Russland entschieden.

Dieses Referendum, bei dem sich 96,77 Prozent der Abstimmenden für Russland entschieden haben, wird von der Ukraine nicht anerkannt, welche die Krim immer noch als Teil ihres Staates sieht. Deswegen sieht die ukrainische Gesetzeslage vor, dass jeder, der die Krim betritt, mit einem mehrjährigen Einreiseverbot in die Ukraine bedacht wird.

Ukraine macht Song Contest zum Politikum

Und obwohl der Eurovision Song Contest den Statuten nach völlig unpolitisch sein soll, setzt die Ukraine mit dem Einreiseverbot von Julija Samoilowa ein bewusst politisches Statement, welches das Verhältnis zwischen Russland und der Ukraine weiter belasten wird.

Trotzdem bedient sich Russland keiner scharfen Töne und lehnt auch einen Boykott des Eurovision Song Contest ab. Der russische Kunstwissenschaftler und Politiker Michail Jefimowitsch Schwydkoi meinte nur, dass die Ukraine einen Fehler und eine Dummheit begehe, denn „wenn ein Land einen internationalen Wettbewerb ausrichtet, muss es auch den Teilnehmern Zugang verschaffen“.

Man darf also gespannt sein, wie sich punkto Einreiseverbots die von der EU hofierte Ukraine weiter verhält und ob es ihr gelingt, eine Europatauglichkeit zu beweisen.

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