Sprichwörtlich in die politische Frühpension wurde der Langzeitabgeordnete Peter Pilz von den Grünen geschickt. Auf dem Grünen Bundeskongress wählten ihn die Delegierten mit deutlichen 55,42 an Gegenstimmen ab. Den vierten Listenplatz erhält nun Julian Schmid, ein 28-jähriger Kärntner, der in der letzten Legislaturperiode nur durch seine für das Hohe Haus unpassende Kleidung aufgefallen war.
Die Wahl um den für Peter Pilz vorgesehen Platz vier ging insgesamt über drei Runden: Zuvor musste der seit 31 Jahren im Nationalrat bzw. Wiener Landtag sitzende Mandatar bereits die Konkurrenten Bettina Bergauer, Matthias Kubat und Georg Bürstmayr abwehren.
Mit Pilz wird grünes Urgestein in die Politpension geschickt
Mit der Abwahl von Pilz geht ein grünes Urgestein in die Politpension. Der langjährige Spitzenpolitiker begann seine Karriere bei den Sozialistischen Studenten, landete bei der linksextremen Gruppe Revolutionärer Marxisten und war Mitbegründer der Grünen im Jahr 1986. Als Dissertant bei Alexander van der Bellen holte er diesen Jahre später in die Grüne Partei, machte ihn zum Bundessprecher und unterstütze seine Kandidatur zum Bundespräsidenten im Hintergrund.
Aktuell ist Pilz als Aufdecker im parlamentarischen Eurofighter-Untersuchungsausschuss aktiv – eine Funktion, auf der er auch ganz seine Wiederkandidatur zugeschnitten hatte. Die grünen Parteigenossen haben ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht und ihm ähnlich wie Johannes Voggenhuber vor rund einem Jahrzehnt die rote Karte gezeigt.
Pensionsreife Lunacek führt Liste an
Wer meint, der Abschied vom 63-jährigen Pilz bedeute insgesamt eine Verjüngung der Partei, der irrt. Mit der 60-jährigen Ulrike Lunacek steht eine Kandidatin an der Spitze, die das Pensionsalter sogar bereits erreicht hat. Kaum frischer wirkt der hinter ihr auf Platz zwei gewählte Werner Kogler (55). Zuletzt schickten die Grünen mit Alexander Van der Bellen einen 72-Jährigen in eine Wahl, der zum zweitältesten Bundespräsidenten beim Beginn der Amtszeit wurde.