Indien wird eigentlich immer als Dritte-Welt-Land dargestellt. In Sachen Datenverwaltung ist das Land allerdings bereits in der Zukunft gelandet, etwa bei der Verwaltung der Sozialhilfe. Unterstützung bekommt nur, wer in der staatlichen Aadhaar-Datenbank mit seinen biometrischen Daten aufscheint. Aktuell sind 1,2 Milliarden Inder, also 99 Prozent der erwachsenen Bevölkerung, in diesem System registriert.
Wenn etwa in New Delhi rund zwei Millionen Personen mit einem Anspruch auf Unterstützung in Form von Reis oder anderen Nahrungsmitteln bei der Verwaltung vorsprechen, dann wird zuerst einmal die Hinterlegung ihrer Personalien in der Aadhaar-Datenbank geprüft.
System soll Sozialbetrug und Missbrauch verhindern
Aktuell haben indische Bürger zu wichtigen Dienstleistungen nur noch über Aadhaar einen technischen Zugang. Gestartet wurde das Projekt im Jahr 2009 in der indischen Sozialverwaltung. Eine einmalige zwölfstellige Nummer sollte einen Missbrauch von Lebensmittelkarten durch Personen, die keinen Anspruch haben, unterbinden. Diese Nummer sollte für jeden einzelnen indischen Bürger mit persönlichen Angaben, seiner Wohnadresse, einem Foto, zehn Fingerabdrücken und zwei Scans der Regenbogenhaut im Auge abgespeichert werden, um eine unzweifelhafte Erkennung zu garantieren.
Totaler Überwachungsstaat in Indien bereits Realität
Heute können nur Personen, die in der nationalen Datenbank registriert sind, ein Bankkonto eröffnen, eine Telefonnummer oder Kreditkarte erhalten, eine Ehe schließen, Grundstücke kaufen, Sozialleistungen erhalten oder Steuern zahlen können. Damit ist der Überwachungsstaat Realität in Indien.