Komiker Jürgen von der Lippe würde nie Witze auf Kosten des Islams machen. “Da bin ich nicht genug eingelesen. Aber selbst wenn ich das wäre, würde ich mich wohl nicht trauen”, sagte der ehemalige Fernsehmoderator der Bild am Sonntag und fügte hinzu, dass ihm sein Leben wichtiger sei als ein guter Gag.
Islam – kritikunfähig
Wer den Islam oder seine Vertreter auch nur im Rahmen von Satire kritisiert, läuft Gefahr, seine körperliche Unversehrtheit zu verlieren. Obwohl das Tatsache ist, wird dem Islam von politisch korrekter Seite der Hof gemacht. Das politisch-medial-kulturelle Establishment ist bestrebt, mit den islamischen Vorstellungen nicht zu kollidieren. Sie passen daher schon von sich aus ihre Reden, Texte, Kabarettbeiträge oder sonstigen Veröffentlichungen an.
Freiwillige Zensur
In etwa so hat die freiwillige Selbstbeschränkung (Zensur) in der DDR funktioniert: Die Zensoren der DDR hatten kaum Arbeit, da Journalisten, Kabarettisten und sonstige Künstler genau wussten, was erlaubt war und was nicht. Die ungeschriebenen Gesetze kannte man genau und hielt sich daran. Dass ein Text oder ein Programm von einem Zensor bearbeitet, beschnitten, zurückgewiesen oder verboten wurde, war eher die Ausnahme als die Regel. Alle wussten, wie sie sich zu verhalten hatten. Schere im Kopf nannte man das Phänomen.
Gesinnungsüberwachung
Zusätzlich zur Schere im Kopf findet heute bei fast allen Veröffentlichungen in Schrift und Sprache eine Gesinnungsüberwachung statt. Eine unbedachte Äußerung oder ein aus dem Zusammenhang gerissener Teilsatz wird von einer gut eingeübt aufkreischenden Betroffenheitsgemeinde hochgespielt und kann nicht nur wochenlanges überregionales Thema sein, sondern auch das Ende dieser beruflichen Laufbahn und möglicherweise den wirtschaftlichen Ruin bedeuten.
Politische Korrektheit – eine der großen Geißeln dieser Tage
Jürgen von der Lippe weiß darüber offenbar bestens Bescheid. Er meint, dass die politische Korrektheit eine der großen Geißeln der Tage sei, zumal jeder Komiker politisch unkorrekte Witze machen müsse, wenn er sein Publikum unterhalten möchte. Dass er selbst keine Shows mehr im Fernsehen moderiere, vermisst von der Lippe nicht – im Gegenteil: “Es ist befreiend. Ich ertrage diese Mechanismen nicht mehr”, sagte er. Er sei gern in einer Sendung zu Gast und bemitleide die Leute, die “den Laden am Laufen halten” müssten.