Was Facebook angekreidet wurde haben sie selbst gemacht: SPÖ, ÖVP, Neos und Grüne kaufen Persönlichkeitsprofile

8. Jänner 2019 / 10:30 Uhr

SPÖ, ÖVP, Grüne, Neos: Profile von drei Millionen Österreicher gekauft und missbraucht

Wenn Sie unaufgefordert Wahlwerbung per Post bekommen haben, könnte es sein, dass SPÖ, ÖVP, Neos oder Grüne Ihre Daten von der österreichischen Post gekauft haben. Denn die Post analysiert nicht nur Ihre Wohnadresse, sondern auch, welche Partei Sie wahrscheinlich wählen.

Drei Millionen Österreicher ausgespäht

Diese brisanten Fakten ergab eine Recherche der Rechercheplattform Addendum, die Dietrich Matteschitz gehört und von Michael Fleischhacker, ehemaliger Journalist beim Standard und der Presse, sowie dem ehemaligen Neos-Nationalratsabgeordneten Niko Alm geführt wird. Die Rechercheplattform hatte an die Post ein Auskunftsbegehren nach der Datenschutzgrundverordnung, die im Mai 2018 verbindlich wurde, gestellt. Es stellte sich heraus, dass die Post Profile von drei Millionen österreichischen Postempfängern angelegt hat. Die Profile geben Auskunft über die Persönlichkeit der Betroffenen, vom Kaufverhalten bis zu präferierten Parteien und Vereinen. Dazu wurden laufend Daten zugekauft, berechnet, übereinandergelegt und verglichen, bis sich ein möglichst genaues Bild des einzelnen Kunden ergab.

SPÖ, ÖVP, Grüne, Neos – sie alle griffen zu

Und genau hier griffen die Systemparteien zu. So hatte die SPÖ etwa 2017 im Nationalratswahlkampf den Gesamtbestand der Postadressen gekauft, inklusive Interessensprofile von rund drei Millionen Österreichern.

Doch die SPÖ war nicht die einzige Partei, die sich dieser Methoden bediente. Auch ÖVP, Grüne, Neos und Unternehmen wie IKEA oder der Verbund griffen zu. Für die Post bedeutete der Verkauf von Persönlichkeitsprofilen einen Jahresumsatz in Millionenhöhe.

Heuchelei der Systemparteien

Erst im April war bekanntgeworden, dass Facebook Profile von mutmaßlich 87 Millionen Nutzern “unzulässig” mit der britischen Datenanalysefirma Cambridge Analytica geteilt hat. Damals regten sich auch Vertreter der Systemparteien auf, so etwa der SPÖ-Europaabgeordneter Josef Weidenholzer: “Der Skandal rund um Cambridge Analytica hat gezeigt, wie dreist Facebook mit den privaten Daten von Millionen europäischer BürgerInnen umgeht. Mit der Frage ,Was machst du gerade?’ späht uns Facebook aus”. Auch ÖVP-Europamandatar Heinz Becker zeigte sich erzürnt und wies damals auf die Datenschutzgrundverordnung hin. Wie heuchlerisch! Genau diese Parteien haben genau das gleiche gemacht: Persönlichkeitsdaten in Millionenhöhe gekauft und für Wahlwerbung missbraucht.

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